Wie Meister Bindu die Kartoffelmeditation erfand - Story

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Ayara Kotum
Padawan
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Wie Meister Bindu die Kartoffelmeditation erfand - Story

Beitrag von Ayara Kotum »

Es war ein ruhiger Tag im Jedi-Tempel. Jedi-Meister Jolee Bindu hatte beschlossen, dass seine Padawan mal wieder ein ordentliches Training nötig hatten und sie zu diesem Zweck schon früh morgens in die Trainingshalle beordert. Nun war es halb sechs und die Padawan Jolmely und Alec standen ein wenig müde und zerknirscht am angegebenen Ort. Doch weit und breit war kein Meister in Sicht.
„Bist du sicher, dass er wirklich halb sechs gesagt hat?“, fragte Jolmely ihren Mitpada und setzte dabei einen ihrer besonders strengen Blicke auf. Irgendwie traute sie Alec zu, mal wieder die Zeiten durcheinander gebracht zu haben und sie fragte sich, warum ihr Meister nicht gleich mit ihr gesprochen hatte. Nur weil er zu faul war, die 452 Stufen zu ihrem neuen Quartier im Tempel hochzugehen. „Ja, ich bin mir sicher“, fauchte Alec gereizt. Er hatte seine Bettdecke mitgenommen und sich darin eingewickelt. „Ich will wieder schlafen, ich hab sowieso kaum Zeit dafür“, maulte er weiter und Jolmely verdrehte genervt die Augen. Wenn doch nur endlich ihr Meister aufkreuzen würde, obwohl der manchmal noch schlimmer war.
Sie mussten noch 15 Minuten warten, gefühlt waren es sicher mehrere Stunden, bis Meister Bindu endlich auftauchte. Er wirkte leicht zerzaust. „Meister, wo wart Ihr so lange?“, fragte Jolmely, verärgert und erleichtert zugleich, „Ihr seid spät dran.“
Meister Bindus Blick verschwamm leicht, klärte sich aber gleich wieder. „Ein Jedi-Meister kommt niemals zu spät. Noch kommt er zu früh“, murmelte er vor sich hin.

Alec musste irgendwo seine Motivation wiedergefunden haben, denn er schälte sich schnell aus der Decke und zündete sein Lichtschwert. „Was sollen wir tun, Meister?“, rief er. Der Jedi-Meister zuckte bei dem lauten Geräusch sichtlich zusammen. „Kämpft zum Aufwärmen einfach ein bisschen gegeneinander“, nuschelte er, dann ging er zur Wand und ließ sich auf den Boden nieder. Jolmely war etwas verwirrt, kam aber nicht dazu, etwas zu sagen, weil sie im nächsten Moment die Klinge ihres übermotivierten Mitpadas abwehren musste.
Während die beiden Padawan trainierten, sackte Meister Bindu an der Wand allmählich in sich zusammen. Seine beiden Schützlinge bekamen dies jedoch erst mit, als ein lautes Sägegeräusch durch den Raum tönte. Etwas irritiert unterbrachen sie ihr Training und gingen zu dem alten Kleidersack hinüber, der ihr Meister war. „Ich fasse es nicht, der ist eingepennt“, sagte Alec und lachte. Gleich drauf verzog sich sein Gesicht zu einem einzigen Ausdruck des Leidens. „Mann, ich hätte ausschlafen können“, meckerte er. Jolmely verdrehte nur die Augen und sagte nichts. Sie war so etwas gewohnt.
Führsorglich, wie es nur ein Padawan sein konnte, wickelte Alec seinen Meister in die von ihm mitgebrachte Bettdecke und begann dann zu lachen. Auch Jolmely musste kichern, der Anblick war einfach zu komisch.
Weil sie nichts Besseres zu tun hatten und Alec immer noch hochmotiviert war, trainierten die beiden Padawan weiter. Allerdings ging der Kampf allmählich in eine Diskussion über, da Uneinigkeit über die Richtigkeit einiger Schlagkombinationen herrschte. Schließlich wurden die beiden so laut, dass Meister Bindu mit einem lauten Stöhnen aufwachte.

„Seid doch nicht so laut“, murrte er verschlafen, dann setzte er sich plötzlich mit einem Ruck auf, Panik in seinen Augen. „Und was macht ihr überhaupt in meinem Zimmer“, brüllte er. Die beiden Padawan warfen sich irritierte Blicke zu. Zaghaft machte Jolmely einen Schritt auf ihren Meister zu. „Geht es Euch gut, Meister?“, fragte sie besorgt, was Meister Bindu, vollkommen desorientiert wie er war, nicht einmal bemerkte. Stattdessen begann er, wie ein aufgescheuchtes Huhn durch den Trainingsraum zu rennen, den er offenbar immer noch für sein Schlafgemach hielt. Die Bettdecke schien dabei seinen Eindruck zu bestätigen. „Komm“, flüsterte Jolmely Alec zu, „verschwinden wir, bis er wieder zu sich findet.“ Alec protestierte leicht, wollte er doch seine Bettdecke nicht zurücklassen. Aber Jolmely, der diese Aussetzer ihres Meisters zur Genüge vertraut waren, zerrte ihn aus der Trainingshalle, weg von dem immer noch vor sich her schimpfenden Jedi-Meister. Nach kurzer Zeit steckte er den Kopf jedoch wieder durch die Tür. „Meister, meine Bettdecke...“, konnte er gerade noch hervorbringen, bevor ebenjener Meister lauthals „Raus!“, brüllte und der junge Padawan sich erschrocken in Sicherheit brachte.

Während seine Padawan das Weite suchten, lief Meister Bindu immer noch fluchend im Trainingsraum auf und ab. „Kann doch wohl nicht angehen... einem alten Mann wie mir den Schlaf zu rauben. Respektlosigkeit. Was hab ich bloß falsch gemacht? Ich armer, alter, gebrechlicher Meister...“, murmelte er vor sich hin. Bei dem Wort gebrechlich blieb er plötzlich stehen. Er spürte ein Ziehen in der Hüfte, da war es, ganz deutlich. Und im Rücken. Und in den Gelenken. Überfiel ihn da nicht ein Zittern? Er musste sich setzten, ganz dringend. Wo war überhaupt sein Stock?
Erst jetzt fiel dem weisen Jedi-Meister auf, dass der Raum, in dem er sich befand, ganz und gar nicht sein Quartier war. Allerdings hatte er auch schon wieder vergessen, wie unsanft er seine beiden Padawan hinausgeschmissen hatte. Zudem fragte er sich, wie er hierhergekommen war. Und diese Müdigkeit...
„Jolee Bindu, du bist alt“, sagte er sich selbst, bevor er wieder an der Wand zusammensackte und einschlief.
Während er da so lag und stundenlang den Raum zusammensägte, betrat die junge Padawan Ayara den Trainingsraum. Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als die den alten Meister in dieser wirklich unmöglichen Situation sah. Aber sie kannte ihn ja nicht anders und da er so friedlich aussah, brachte sie es auch nicht übers Herz ihn zu wecken. Also aktivierte sie ihr Lichtschwert und übte die erste Kata.
Leider konnte sie sich nicht richtig konzentrieren, da der alte Jedi-Meister anfing, im Schlaf zu reden. Neugierig schlich Ayara zu ihm hinüber. Zunächst war nur undeutliches Gebrabbel und Gebrumme zu hören, dann glaubte sie, die Melodie eines Schlagers zu erkennen. Die Padawan verzog das Gesicht. Nie würde sie verstehen, wie man so etwas hören konnte. Das hatte vermutlich mit dem Alter zu tun. Auf einmal wurden die Worte des schlafenden Meisters deutlicher. „Meine Augen sind taub, meine Beine sind blind, meine Ohren sind lahm...“, jammerte er vor sich hin.
Ayara konnte nicht anders, sie brach in schallendes Gelächter aus. Davon wachte der alte Jedi natürlich auf und blickte sich verwirrt um. Noch immer desorientiert, glaubte er sich diesmal nicht in seinem Quartier, sondern im Speisesaal des Tempels. Wahrscheinlich eine Wunschvorstellung, ausgelöst durch seinen lautstark knurrenden Magen. „Ah, die junge Padawan“, krähte er in einem Zustand der Glückseligkeit, „gibt es denn auch Kartoffeln heute? Ich liebe Kartoffeln.“
Inzwischen lag Ayara prustend am Boden, sie konnte nicht mehr vor Lachen. „Meister Bindu“, brachte sie mühsam unter Lachsalven heraus, „es gibt keine Kartoffeln...“ Weiter kam sie nicht, da stieß besagter Meister ein wütendes Trompeten aus. „Wie, keine Kartoffeln? Warum gibt es keine Kartoffeln? Ich will jetzt meine Kartoffeln!“ Er klang wie ein quengelndes Kleinkind in der schlimmsten Trotzphase. Dass Ayara nichts unternahm, außer sich weiterhin lachend am Boden zu wälzen, half auch nicht gerade weiter. „Kartoffeln“, wehklagte Meister Bindu weiter vor sich hin, vielleicht in der Hoffnung, ein Küchendroide könne ihn hören und ihm diesen sehnlichen Herzenswunsch erfüllen.
Zehn Minuten später fand Ayara die Szenerie weniger lustig denn nervig. Außerdem war der Zustand des Meisters mehr als besorgniserregend, ließ er doch auf Dauerstress und ausgiebigen Alkoholkonsum schließen. „Meister Bindu“, versuchte sie erneut ihr Glück, diesmal etwas ruhiger, „könntet Ihr vielleicht an etwas anderes denken, als an Kartoffeln?“ Dieser Vorschlag schien den Jedi-Meister zu überfordern. Mit angestrengter Miene saß er da und schien zu überlegen. Schließlich hellte sich sein Gesicht auf, er hatte offenbar eine Lösung für sein Problem gefunden. Ayara atmete erleichtert aus, als er die Beine kreuzte und sich so in Meditationshaltung begab. Er hatte wohl endlich seinen Verstand wiedererlangt und wollte durch eine ausgiebige Meditation wieder zu Kräften kommen.
Doch leider hatte ihre Hoffnung die Rechnung ohne Meister Bindu gemacht, der konzentriert sein neues Mantra aufsagte: „Ich darf nicht denken an Kartoffeln!“ Gerade wollte Ayara kopfschüttelnd den Saal verlassen, als sie merkte, dass der alte Jedi tatsächlich ruhiger zu werden schien. Sie blieb stehen und beobachtete halb belustigt, halb fasziniert, wie der Geist des Meisters sich wieder klärte, bis dieser sich schließlich mit einem Lächeln erhob.

„Ah, Padawan Ayara, wie schön dich hier zu treffen. Bei der Macht, habe ich einen Hunger. Ich glaube, ich mache mich mal auf den Weg in den Speisesaal. Hoffentlich gibt es heute Kartoffeln“, sagte er freundlich. Offenbar hatte er keine Ahnung, was die letzten Stunden passiert war. Als Ayara das Wort „Kartoffeln“ hörte, ergriff sie die nackte Panik und sie schreiend flüchtete sie aus dem Trainingssaal. Meister Bindu schaute ihr nur grinsend hinterher. „Padawan“, seufzte er, „endlich bin ich sie losgeworden. Endlich ist Ruhe.“

So hatte Jedi-Meister Jolee Bindu an einem Tag nicht nur drei Padawan in die Flucht geschlagen, sondern auch noch ganz nebenbei die Kartoffelmeditation erfunden, die gegen Bewusstseinsveränderungen aufgrund von Stress und/oder erhöhtem Alkoholkonsum wahre Wunder wirkt.
"Die Jedi sind keine Sekte, Anakin. Wir werden von Mitgefühl und von dem Glauben geleitet, dass die Macht größer ist, als die Summe jener, die sich ihr öffnen."
-Obi-Wan Kenobi-

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