Wiedersehen in der Macht - Story

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Ayara Kotum
Padawan
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Wiedersehen in der Macht - Story

Beitrag von Ayara Kotum »

Die Maschinen, die sein Herz und seine Lungen ersetzten versagten langsam ihren Dienst. Sein Atem ging nur noch stoßweise und das Abnehmen der Maske würde sein Schicksal endgültig besiegeln. Aber nichts davon zählte. Einzig sein Sohn, der vor ihm kniete, war wichtig. Luke hatte ihn gerettet und hätte er gekonnt, hätte Anakin vor Stolz geweint. Nur ihm hatte er es zu verdanken, dass er von der Dunklen Seite zurückgekehrt war und sein Schicksaal hatte erfüllen können. Nicht alle, aber ein Teil der Qualen, die er nun fast sein ganzes Leben lang verspürt hatte, war verschwunden. Jetzt war Anakin Skywalker bereit das irdische Leben hinter sich zu lassen. Mit einem letzten Blick auf seinen Sohn griff er nach der Macht und ließ sich von ihr davon treiben.

Die Helle Seite der Macht hieß ihn willkommen, wie einen alten Freund. Er ließ sich von ihr durchströmen und sie linderte seine Seelenqualen, bis diese ganz verschwunden waren. So frei hatte er sich seit Jahren nicht mehr gefühlt.
Immer wieder streiften andere Existenzen seine Sinne, doch er beachtete sie kaum. Bis er plötzlich eine ihm wohlbekannte Präsenz spürte. Unsicherheit überkam ihn. Wie sollte er sich bloß verhalten. Ignorieren konnte er es nicht, aber was sollte er seinem ehemaligen Meister mitteilen? „Hallo, Meister“, brachte er schließlich hervor und fühlte sich wieder als Padawan. Wie oft hatte er Dummheiten begangen und wie oft hatte Obi-Wan ihm verziehen? Doch er war sich nicht sicher, ob ihm seine vergangenen Taten überhaupt verziehen werden konnten. Vor allem, wenn man die Umstände von Meister Kenobis Tod bedachte.
„Glaubst du wirklich, dass das dein schlimmstes Vergehen war, Anakin? Glaubst du wirklich, dass es das ist, was mir so schwer fällt, dir zu verzeihen?“ Offenbar hatte Obi-Wan seine Gedanken mitbekommen.
„Ist es denn nicht so, Meister?“
Eine Welle von Trauer schwappte zu ihm herüber als Obi-Wan antwortete: „Du warst zu lange ein Sith, Anakin. Ein Jedi denkt zuletzt an sich selbst.“
„Ich bin wieder ein Jedi“, fauchte Anakin schärfer, als er es beabsichtigt hatte. Aber das klarzustellen, war ihm wichtig.
„Einen weiten Weg du noch vor dir hast, um wieder zu sein, wer warst du.“
Eine weitere vertraute Präsenz hatte sich der Unterhaltung angeschlossen. „Meister Yoda“, keuchte Anakin überrascht. Er hatte nicht erwartet, dass der alte Meister tot war. Denn, dass dessen irdisches Leben vorbei war, konnte er deutlich spüren.
„Ihr habt recht, Meister Yoda“, gab er widerstrebend zu. Anakin wusste, dass er dazu neigte, sich zu überschätzen. Nie wieder sollte das sein Verhängnis sein.
„Aus deinen Fehlern du lernst“, stellte Yoda fest und es klang zufrieden.
Zu seiner Verwunderung merkte Anakin, dass er eine tiefe Dankbarkeit gegenüber den beiden Jedi-Meistern empfand. Allerdings brauchte er nicht lange, um deren Herkunft zu ergründen.
„Danke, dass ihr für meine Kinder gesorgt habt, als…ich es nicht konnte.“
Und dann platzte es aus ihm heraus. So sehr spürte er die Dringlichkeit seiner Worte und die Erlösung darin, dass er sie weder aufhalten noch kontrollieren konnte.
„Es tut mir unendlich leid. Wenn ich daran denke, was ich alles getan habe… Aber ich habe es zu dem Zeitpunkt als richtig erachtet. Das ist grauenvoll, richtig grauenvoll. Ich kann mir selbst nicht verzeihen, doch ich weis, wenn jemand meine Taten vergeben kann, seid ihr es.“
Einen Augenblick herrschte angespanntes Schweigen. Dann… „Anakin“, sagte Obi-Wan und es klang fast gerührt, „Das ist die erste wirklich von Herzen kommende Entschuldigung, die ich von dir gehört habe. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist.“
„Überrascht er hat uns immer wieder.“ Anakin wusste, dass das kein Kompliment sondern eine Feststellung war. Ja, er hatte sie überrascht zum Guten wie zum Schlechten.
Aber sie hatten ihm auch nicht vertraut und…
Nein, dachte er entschieden. So etwas darf ich nicht denken! Nie wieder! Doch schon während er sich das sagte, wusste er, dass er es tun würde. Wieder und Wieder. Darth Vader war noch nicht vollständig verschwunden und würde es wahrscheinlich nie. Gut, damit konnte er leben solange er Anakin Skywalker blieb.
Eine weitere angenehm vertraute, doch schon so lange nicht mehr wahrgenommene Präsenz, gesellte sich zu ihnen.
„Ich habe dir doch gesagt, dass der Junge uns nicht enttäuschen wird, zumindest nicht vollständig.“
„Ja, Meister, das hast du. Es besteht kein Grund mich immer wieder daran zu erinnern“, sagte Obi-Wan, für den diese Worte bestimmt gewesen waren.
„Qui-Gon“, rief Anakin überrascht und für einen Moment war er fast wieder der neunjährige Sklavenjunge von Tatooine. Aber eben nur fast.
„Es ist schön, dich wieder zu sehen, Anakin“, sagte Qui-Gon und Anakin wusste, dass er damit nicht nur ihre jahrelange Trennung meinte.
„Und nenn mich nicht mehr Meister, Obi-Wan. Du bist ein größerer Jedi geworden, als ich es je war.“ Der Angesprochene seufzte leicht. Offenbar hatte er das auch schon des Öfteren zu Ohren bekommen.
„Zur Siegesfeier wir erscheinen sollten“, meinte Yoda und unterbrach damit das Gespräch. Anakin dachte einen Moment, er wäre verrückt geworden. „Wir sind tot“, stellte er das Offensichtliche fest. „Wie sollen wir da zu einer Feier erscheinen?“ Etwas wie ein wissendes Lächeln erreichte seinen Geist. Natürlich, wenn es um Yoda ging, sollte man nicht zu wenig erwarten. Etwas wehmütig dachte er an die Zeit zurück, als auch ihm nichts unmöglich erschienen war.
„Wir es werden zeigen dir.“

Zusammen begaben sie sich nach Endor. Hoch über den Wipfeln der höchsten Bäume sah Anakin eine Rauchsäule emporsteigen. „Deine Beerdigung“, sagte Obi-Wan, noch bevor er fragen konnte. Im Stillen dankte Anakin seinem Sohn für diese unverdiente, letzte Ehre.
Die kleine, spontane Siegesfeier auf Endor fanden sie schnell. An dieser Stelle war so viel Glück und Erleichterung zu spüren, dass es sie auch ohne Ziel dorthin gezogen hätte.
Auf einmal merkte Anakin, wie die Macht sich um Yoda und Obi-Wan verdichtete und keuchte vor Schreck beinahe auf, als sich die Gestalten der beiden als blauer, durchscheinender Geist manifestierten. Er folgte der stummen Aufforderung Obi-Wans, dasselbe zu tun.
Zum ersten Mal wurde Anakin Skywalker zu einem Macht-Geist.
Verblüfft und erfreut stellte er fest, dass er wieder seine Jedi-Kleidung trug.
Sein Blick wanderte von den beiden Jedi-Meistern zu der feiernden Menge und streifte C-3PO und R2D2, die sich mächtig zu amüsieren schienen. Selbst der Protokolldroide wirkte einigermaßen zufrieden.
Doch all dies nahm Anakin nur am Rande wahr. Seine Konzentration war auch Luke Skywalker und Leia Organa gerichtet.
Seine Kinder.
Padmés Kinder.
Sein Sohn bemerkte die drei Jedi und lächelte ihnen zu. Anakin brannte innerlich vor Stolz. Er würde die nächste Zeit nutzen, um seine Kinder näher kennen zu lernen.
Luke wandte sich wieder seinen Freunden zu und Anakin folgte ihm mit seinem Blick.
Obi-Wan stupste ihn leicht an. „Er ist ganz der Vater.“
„Das glaube ich nicht“, entgegnete Anakin bestimmt, „Er kommt mehr nach seiner Mutter.“
"Die Jedi sind keine Sekte, Anakin. Wir werden von Mitgefühl und von dem Glauben geleitet, dass die Macht größer ist, als die Summe jener, die sich ihr öffnen."
-Obi-Wan Kenobi-

Padawan von Jaime Skywalker
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