Was die Zukunft auch bringen mag - Story

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Ayara Kotum
Padawan
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Was die Zukunft auch bringen mag - Story

Beitrag von Ayara Kotum »

Gut gelaunt bog Niram um die Ecke. Der junge Padawan hatte den Nachmittag auf den Straßen Coruscants verbracht und war nun im Begriff, nach Hause zurückzukehren. Sein Meister hatte ihm den Tag freigegeben. Das hatte Niram sehr überrascht, aber nicht minder erfreut. Freie Zeit war ein seltener Luxus für angehende Jedi-Ritter, besonders seit Beginn der Klonkriege. Die wenige Zeit, die sie im Tempel verbrachten, war meist dem Training und der Heilung von größeren und kleineren Wunden vorbehalten.
Gerade ging Niram im Geiste eine Lichtschwertsequenz durch, die ihm sein Meister am Vortag gezeigt hatte, als es passierte. Es kam aus dem Nichts und traf den jungen Jedi wie ein Schlag. Ein Aufbäumen in der Macht… nein… ein Aufbäumen der Macht selbst. Niram stöhnte auf vor Schmerz, er sackte in die Knie. Schmerzensschreie, blankes Entsetzen, Todesangst und Todesqualen drangen, getragen durch die Macht, in ihn ein und erfüllten jede Zelle seines Körpers mit Leid. Immer wieder versuchte er unter größter Anstrengung seine Empfindungen unter Kontrolle zu bekommen, doch es gelang ihm nicht. Die Macht, die ihn sonst wie ein sanftes Bächlein durchplätschert hatte, war nun ein wilder, dunkler Strom, der drohte, ihn in den Abgrund zu reißen. Verbissen kämpfte der Padawan dagegen an, Schweißperlen tropften von seiner Stirn.
Inzwischen hatte sich eine Traube von Schaulustigen um den Jungen, der sich gequält am Boden wand, versammelt. Hinter vorgehaltener Hand wurde getuschelt. „Das ist doch ein Jedi-Ritter. Ich kann sein Lichtschwert sehen“, rief einer. „Ja, ich sehe es auch. Aber der ist noch kein Ritter, der ist Padawan. Seht ihr den Zopf? Das hab ich neulich im Holonetz gesehen.“ Die allgemeine Aufregung steigerte sich nun noch mehr und man fing an, sich über genaue Erkennungsmerkmale eines Jedi zu streiten.
Von all dem bekam Niram freilich wenig mit. Sein Geist und sein Körper hatten vor der Macht kapituliert. Er war bewusstlos.
Aus der Menge der Passanten löste sich jemand heraus und kniete sich neben den reglosen Jungen. Es war ein älterer Mensch, dessen Kleidung ihn als Mitglied des Galaktischen Senats auswies. Ohne, dass jemand Einspruch erhoben hätte, hob er Niram hoch und nahm ihn mit. Langsam zerstreute sich die Menge wieder, es gab ja nichts mehr zu sehen.

Unsicher schlug Niram die Augen auf und merkte sofort, dass zwei Dinge schrecklich falsch waren. Zum einen lag er nicht dort, wo er eigentlich liegen sollte. Dies war nicht sein Zimmer im Tempel und schon gar nicht seine Schlafmatte. Vielmehr lag er auf einer weichen, weißen Matratze. Als er sich im Zimmer umblickte, sah er nichts als vollgestellte Bücherregale. Aber da war noch etwas zweites, viel schlimmeres, was absolut nicht stimmte. Niram brauchte eine Weile, um zu erfassen, was es war. Es war die Leere, die ihn umgab. Noch nie hatte er sich so alleine gefühlt. Die Macht hatte immer etwas Tröstliches gehabt, eine Verbindung zum Rest der Galaxis, aber jetzt spürte er kaum noch etwas. Höchstens ein schwaches Echo hier und da. Auch seinen Meister konnte er nirgends spüren, obwohl er es verzweifelt versuchte. Panik stieg in ihm auf, die er jedoch sogleich unterdrückte. Schließlich hatte er seine Ausbildung nicht vergessen. Doch er hatte keine Ahnung, was passiert war.

Er spürte den Mann, kurz bevor dieser die Tür öffnete. Kampfbereit, die Muskeln gespannt, sprang Kiran aus dem Bett, ein Reflex, den er sich im Krieg angewöhnt hatte. Schwärze trübte seinen Blick, doch schnell hatte der Padawan seinen Körper wieder unter Kontrolle. Seine rechte Hand fuhr an seine linke Seite und tastete nach dem Lichtschwert. Sie griff ins Leere. Panik breitete sich in Niram aus während er den Raum hastig mit den Augen absuchte. Ohne seine Waffe fühlte er sich noch schutzloser, als ohnehin schon. Doch da war es, lag vertraut silbern funkelnd. Jemand hatte es auf einen Tisch neben dem Bett gelegt. Niram wollte gerade nach ihm greifen, als die Tür aufging und ein älterer Mann in blauer Tunika den Raum betrat. Einen scheinbar endlosen Augenblick lang starrten sie sich an. Dann breitete sich auf dem Gesicht des Mannes ein strahlendes Lächeln aus und er rief: „Andila, er ist wach.“
Die Anspannung fiel von Niram ab, doch er blieb misstrauisch. Zwar konnte er der Macht keine Warnung vor diesem Menschen entnehmen, aber verstand er sie überhaupt noch so wie früher? So viel hatte sich geändert. Hinter dem Mann tauchte plötzlich eine Frau auf. Sie trug ein schlichtes, grünes Kleid und ihr Gesicht war voller Lachfalten. Niram fand sie auf Anhieb sympathisch. „Du solltest gehen, Schatz, der Senator erwartet dich.“ Eine leichte Ungeduld lag in ihrer Stimme. Dann wandte sie sich an Niram, der immer noch wie angewurzelt im Raum stand. „Du brauchst keine Angst zu haben, junger Jedi. Hier bist du in Sicherheit“, sagte sie ernst und der Junge spürte, dass er ihren Worten Glauben schenken konnte. Er fragte nicht, woher sie wusste, dass er ein Jedi war. Ihr Einsatz im Krieg hatte die „Ritter der Republik“ in der gesamten Galaxis um einiges bekannter gemacht.
Trotz der merkwürdigen Situation, in der er sich befand und obwohl ihm viele Fragen auf der Zunge brannten, vergaß Niram nicht die Regeln der Höflichkeit. Sein Meister legte darauf stets viel Wert. Er verneigte sich leicht, wie es sich für einen Padawan gehörte und sagte mit förmlicher Stimme: „Ich danke Euch für Eure Hilfe. Ich bin Padawan Niram Bako.“ Dann übermannte ihn jedoch die Verzweiflung. Er zuckte hilflos mit den Schultern. „Könnt Ihr mir sagen, was passiert ist? Ich hab das Gefühl, ich weis gar nichts mehr.“ Kraftlos ließ er sich aufs Bett fallen, krampfhaft bemüht, Herr seiner Emotionen zu werden.

Das Lächeln verschwand aus Andilas Gesicht. In ihren Augen konnte Niram Unsicherheit, Sorge und so was wie Angst erkennen. Die Lebendige Macht verriet ihm ähnliches. Etwas ganz Schreckliches musste passiert sein, dessen war er sich inzwischen sicher. „Was ist los?“, drängte er und sprang auf. Sein Lichtschwert hing innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder an seinem Gürtel. Vielleicht hatte eine große Schlacht, gleich der von Geonosis ganz zu Anfang, dem Orden und der Republik herbe Verluste beschert… Oder der Krieg war verloren und die Droidenarmee der Separatisten auf dem Weg nach Coruscant. Beide Möglichkeiten waren grausam und fraßen sich in Nirams Herz. War seinen Freunden etwas zugestoßen oder gar seinem Meister? Allein der Gedanke daran war kaum zu ertragen. „Du bist ein Jedi; du solltest nicht so fühlen!“, flüsterte eine leise Stimme im Kopf des Padawans. Niram ignorierte sie. „Was ist passiert?“, drängte er wieder. Er versuchte irgendwie Zuversicht und Tatendrang aufzubauen. Vielleicht brauchten seine Mitjedi genau in diesem Moment seine Unterstützung. Doch diese Gedanken brachten eher Panik mit sich und Andilas mitleidiger Blick machte die Sache auch nicht besser. „Du weist wirklich nicht, was passiert ist?“, fragte sie verunsichert. „Ich dachte, du könntest es spüren, ich dachte,…“ Sie brach ab und rang nach Worten. „Ich spüre nichts mehr“, flüsterte Niram, fast war es nur ein Krächzen. Eine geschlagene Minute lang, die ihm wie eine Ewigkeit schien, wartete er, bis Andila traurig sagte: „Ich kann nicht... ich weiß einfach nicht, wie...“ Da wurde seine Ungeduld zu groß. Zwar kam das nur sehr selten vor, doch hatte er auch noch nie eine Situation wie diese durchlebt. „Wenn Ihr mir nicht sagen könnt, was passiert ist, dann finde ich es eben selbst heraus“, sagte er entschlossen, stand auf und warf sich seine Robe über. Ehe die Frau ihn aufhalten konnte, war er schon aus dem Zimmer, den Flur hinuntergegangen und an der Apartmenttür. Sie eilte hinter ihm her. „Warte!“, rief sie ihm hinterher und erwischte ihn gerade noch, bevor er die Sicherheit ihres Zuhauses verlassen konnte. „Bitte, die Welt da draußen hat sich sehr verändert, vor allem für dich. Zieh die Kapuze über und verstecke dein Lichtschwert unter der Robe. Und wenn du nicht weißt wohin... merke dir einfach den Weg hierher zurück, ja?“ Ihre Stimme war voller Sorge. Verwirrt und noch besorgter streifte Niram die Kapuze über und ließ es zu, dass sie ihn fest in seine Robe wickelte. Dann trat er vorsichtig nach draußen, drehte sich noch einmal kurz um, dann stand er auf der Straße.
Erfreut stellte er fest, dass er nicht allzu weit vom Jedi-Tempel entfernt war, sondern nahe dem Galaktischen Senat, in einem Viertel, in dem viele Mitarbeiter der Senatoren wohnten. Als er den Weg nachhause einschlug, fiel ihm zunächst kaum eine Veränderung auf. Doch irgendetwas veranlasste ihn, seine Schritte zu verlangsamen. Die Atmosphäre in der Stadt war eine andere geworden. Auch waren deutlich mehr Klontruppen neben dem üblichen Sicherheitspersonal auf der Straße unterwegs. Hatte Niram mit seiner Befürchtung Recht behalten und war der Krieg tatsächlich bis nach Coruscant vorgedrungen? Wie um seine dunklen Gedanken zu bestätigen, tauchte am Himmel eine Rauchsäule auf. Woher sie kam, war für den Padawan noch nicht ganz ersichtlich, es standen zu viele Hochhäuser im Weg.
Er bahnte sich weiter seinen Weg durch die Menge. Je näher er der Rauchsäule kam, desto lichter wurde sie. Irgendwas schien die Bürger davon wegzutreiben. Vielleicht war dies das Schlachtfeld, auf dem die Droidenarmee gerade über die Klonsoldaten und Jedi herfiel. Unwillkürlich griff Niram nach dem Lichtschwert, dass er unter der Robe versteckt hielt. Erst im letzten Augenblick erinnerte er sich, dass Andila ihm eingeschärft hatte, sich unauffällig zu verhalten.
Durch die Macht hindurch versuchte er etwas zu spüren. Ganz in der Nähe musste ja auch der Jedi-Tempel sein. Doch da war nichts bis auf die unendliche Leere, die drohte, Nirams Herz und Seele zu verschlingen. Das konnte doch nicht sein, die Jedi müsste er spüren können. Es gab nur zwei Erklärungen dafür und beide waren so gut wie unmöglich. Entweder hatte Niram seine Machtsensivität verloren oder alle Jedi waren verschwunden. Beides konnte sich der Padawan bei bestem Willen nicht vorstellen und das machte ihm Angst. Und dass er Angst hatte, verunsicherte ihn zutiefst. Für einen Moment blieb der junge Jedi stehen, schloss die Augen und atmete tief durch. „Angst führt zu Wut, Wut führt zu Hass und Hass führt zu unendlichem Leid. Hüte dich vor der Dunklen Seite, Jedi“, murmelte er vor sich hin, wie er es so oft von Meister Yoda gehört hatte, als er selbst noch ein Jüngling gewesen war. Worte, die er nie vergessen hatte und auch nie vergessen würde. Durch sie ging es ihm schon ein wenig besser, gaben sie ihm doch das Gefühl von Vertrautheit. Er würde bald im Tempel sein und dann würde sich alles aufklären. Sein Meister wusste bestimmt was los war und konnte ihm helfen... hoffentlich. Trotzdem konnte Niram nicht verhindern, dass seine Beine leicht zitterten, als er weiterging. Es war verdächtig ruhig. Ein Blick gen Coruscants Himmel sagte auch warum. Der Verkehr, der sich normalerweise auf den Luftstraßen staute, besonders in dieser Gegend, war fast vollständig eingestellt. Nur Militärtransporter und vereinzelte zivile Shuttles, vermutlich von Senatoren, waren zu sehen.
Niram ging mittlerweile die lange Straße entlang, die direkt zum Eingang des Jedi-Tempels führte. Jetzt sah er auch, woher die Rauchwolke kam. Mitten aus dem Tempel. Selbst von weitem konnte er den beträchtlichen Schaden, den der Tempel genommen hatte, genau erkennen. Bei diesem Anblick wurde ihm fast schwarz vor Augen und die Angst fraß sich tief in ihn hinein.
Plötzlich hört er ein Klappern und als er aufblickte sah er vor sich eine Patrouille Klonsoldaten auf sich zukommen. Er wollte schon loslaufen und sie fragen, was passiert war, als er ein deutliches Zeichen der Macht spürte. Ein Zeichen der Warnung. Die Klone waren nicht auf seiner Seite, da war er sich sicher. Die Macht ließ es ihn deutlich spüren. Hatte das etwas mit dem rauchenden Tempel zu tun? Und damit, dass Niram die anderen Jedi nicht mehr spürte? Langsam setzten sich die Puzzlestücke im Kopf des Padawans zusammen und ergaben ein Gesamtbild des Grauens. War es das gewesen, was Andila ihm nicht hatte sagen können? Er musste zurück, musste sie fragen, was passiert war, denn sein Herz weigerte sich zu glauben, was sein Verstand ihm deutlich sagte. Tief in seinem Innern hoffte er immer noch auf eine andere Erklärung. Die GAR konnte sich doch nicht gegen die Jedi wenden. Das würde bedeuten, dass sich auch die Republik gegen die Jedi gewandt hatte. Sie hatten den Jedi-Tempel angegriffen. Das bedeutete für den Padawan, dass er sich versteckt halten musste, um zu überleben. Wahrscheinlich war es das Beste, von diesem Planeten zu verschwinden. Das hatten die überlebenden Jedi sicherlich auch getan und nun würden sie sich zusammenschließen und den Orden neu aufbauen. Tief in sich fand Niram noch Hoffnung für seinen Meister und seine Freunde. Sogleich schämte er sich für den Gedanken. Kein Jedi stand über einem anderen. Von einer persönlichen Bindung durfte er keine Wünsche abhängig machen. Doch er konnte gegenwärtig nichts gegen diese Gedanken tun, waren sie doch alles, was ihn noch auf den Beinen hielt. Er warf einen letzten Blick auf die rauchenden Ruinen seines Zuhauses, dann kehrte er dem Tempel der Jedi für immer den Rücken.

Die Robe dicht um den Körper geschlungen huschte er zurück durch die Straßen, durch die er gekommen war. Er wusste nicht ganz, wie er sich verhalten sollte. Alles in ihm schrie danach, loszulaufen um so schnell wie möglich in die relative Sicherheit der Wohnung des Senatsmitarbeiters und seiner Frau zu kommen. Doch auf verschiedenen Missionen hatte er gelernt, dass es das Beste war, einen unbekümmerten Eindruck zu machen, wenn man irgendwas verbergen wollte und sich möglichst unauffällig zu verhalten. Das hatte ihm auch sein Meister immer wieder eingeschärft. Also passte er sich, immer noch mit einem unbehaglichen Gefühl, den Bewegungen der Menschen um ihn herum an. Den Effekt der Unscheinbarkeit, den er dadurch erzielte, verstärkte er so gut es ging mit der Macht. Ein Jedi-Trick, der ihn in der Masse untergehen ließ. Je mehr Leute unterwegs waren, desto sicherer fühlte er sich. Dennoch zog er sich die Kapuze tief ins Gesicht aus Furcht, jemand könne seinen Padawanzopf bemerken und ihn verraten. Er hatte Glück und erreichte unbehelligt sein Ziel. Zögerlich stand er vor der Tür und wusste nicht ganz, wohin mit sich. Er wollte diese Menschen, die ihm geholfen hatten, nicht weiter in Gefahr bringen, aber er wusste auch nicht, wohin er sonst gehen sollte.
Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als die Tür von innen geöffnet wurde und Andila dahinter stand. „Ich hab mir schon gedacht, dass du zurückkommst“, sagte sie und schloss den völlig perplexen Jungen in die Arme. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie ins Ohr, dann zog sie ihn in die Sicherheit des Apartments.

Wenig später fand sich Niram an einem Tisch sitzend mit einem ordentlich gefüllten Teller Suppe vor sich wieder. Er hatte nicht sonderlich Appetit, doch Andila bestand darauf, dass er etwas aß. „Ich habe den Jedi-Tempel brennen gesehen und draußen sind überall Soldaten. Haben sie die Jedi angegriffen?“, fragte er mit emotionsloser Stimme. Andila nickte schwach, doch das reichte Kiran. „Warum?“, fragte er weiter, „warum haben sie das getan?“ Andila rutschte etwas unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. Sie schien kurz ihre Gedanken zu sammeln, dann sagte sie: „Es heißt, die Jedi haben die Republik verraten. Es heißt, sie haben versucht den Obersten Kanzler zu ermorden und die Macht an sich zu reißen.“
Fassungslos starrte Niram Andila an. „Aber das ist nicht wahr“, rief er. Mitleid sprach aus Andilas Augen. „Ich weiß“, seufzte sie leise, „aber das ist es, was die meisten glauben.“ Niram sprang auf. „Dann muss dieser Irrtum aus der Welt geschafft werden. Es ist bestimmt nur ein Missverständnis.“ Es würde alles werden können wie früher, dessen war er sich sicher. Wie oft hatte sein Meister von interplanetarischen Streitigkeiten erzählt, die einzig auf falschen Vermutungen oder Behauptungen beruhten. „Glaubst du wirklich, dass der Angriff auf deinen Orden ein Versehen war, Junge?“, hörte er hinter sich eine tiefe Stimme. Gleich darauf fiel die Wohnungstür zu. „Schatz, du bist schon wieder da?“, fragte Andila und als Niram sich umdrehte, sah er den Hausherren im Flur stehen. Er lächelte Niram an. „Schön zu sehen, dass du wieder wach bist. Ich bin Myles Kaneba.“ Dann wandte er sich an seine Frau. „Senator Organa hat uns nur über die neusten Veränderungen unterrichtet. Imperator Palpatine hat die Befugnisse der Senatoren stark reduziert. Der galakt... ähm... imperiale Senat hat nur noch eine beratende Funktion. Der Senator selbst kehrt für die nächsten Tage nach Alderaan zurück.“
Niram hörte gar nicht richtig zu. „Mein Ihr, der Angriff auf die Jedi war kein Missverständnis?“, fragte er bestürzt. Myles wandte sich zu ihm. „Nein, das war es auf keinen Fall“, antwortete er etwas schroff, „die Vernichtung deines Ordens war geplant. Weshalb genau weiß ich auch nicht, aber ein Missverständnis oder Versehen war es sicher nicht. Schau dich doch nur auf Coruscants Straßen um. Nein, das war geplant.“ Der junge Padawan schluckte schwer. Weshalb sollte jemand die Jedi auslöschen wollen? Ja, der Orden hatte viele Feinde, aber keine, die mächtig genug dazu waren. „Dann muss ich gehen“, sagte er entschlossen, „Ich muss runter von diesem Planeten, die anderen Überlebenden suchen und dann den Orden wieder aufbauen.“ Bestürzt sah er, wie Andila hinter Myles traurig den Kopf schüttelte, während ihr Mann sagte: „In einem hast du Recht, Junge. Du musst runter von diesem Planeten. Hier ist es nicht sicher für dich. Aber was deine anderen Pläne angeht, muss ich dich leider enttäuschen. Es gibt keine Überlebenden. Alle Jedi wurden getötet. Sollte es noch ein paar wie dich geben, dürfte es schwierig sein, sie aufzuspüren... selbst für euch.“
Niram spürte, wie etwas langsam in ihm zerbrach. „Der Jedi-Orden ist tot“, fuhr Myles unbarmherzig fort, „am besten für dich ist es, du vergisst, dass es ihn gegeben hast und fängst ein neues Leben an.“

Der Junge konnte nicht verhindern, dass ihm Tränen in die Augen traten. So beherrscht ein Jedi auch sein mochte, auch er konnte nicht ertragen, sein gesamtes Leben auf einen Schlag zu verlieren. Denn was war er denn noch ohne den Orden der Jedi? Zeit seines Lebens war Niram Jedi gewesen, erst Jüngling, dann Padawan. Und was war er jetzt? Er hatte nichts, keine Familie, keine Existenz. Niram war geboren worden um ein Jedi zu werden, doch jetzt gab es keine Jedi mehr. Alles was er hatte war ein leiser Trotz, tief versteckt unter den Tugenden und der Erziehung der Jedi.

Er ließ es zu, dass ihm eine Träne über die Wange rollte, dann besann er sich. „Ihr habt Recht“, sagte er zu Myles, „Es bleibt mir nichts anderes übrig, als ein neues Leben zu beginnen. Aber nicht hier auf Coruscant. Ich möchte weg von hier, weit weg, wenn es geht.“ Myles nickte und klopfte ihm väterlich auf die Schulter. Ein leiser Stich durchzuckte Niram. Sein Meister hatte es oftmals genauso getan. Anmerken ließ er sich jedoch nichts. Andila sah trotzdem ein wenig misstrauisch aus, als traue sie seiner gespielten Gleichgültigkeit nicht. Wie recht sie doch hatte...

Sanft hob die Raumfähre vom Boden ab und stieg immer höher, bis sie schließlich die Atmosphäre verließ. Durch das Fenster sah Niram die Lichter des Stadtplaneten immer kleiner werden, bis sie durch den Hyperraumsprung ganz verschwanden. Myles hatte es irgendwie geschafft, ihn an Bord dieses äußerst luxuriösen Schiffs zu bringen und Niram war nun auf dem Weg nach Alderaan. Dort sollte er ein neues Leben beginnen, ein Leben jenseits der Jedi. Doch Niram konnte das Jedi-Dasein nicht so einfach ablegen. So hatte er unter dem neuen Poncho seine Jedi-Tunika samt Lichtschwert versteckt. Er hatte sich fest vorgenommen, trotz der Warnungen nach überlebenden Mitjedi zu suchen und mit ihnen die Lehren und Traditionen des Ordens weiter zu leben und zu geben. Vielleicht fand er sogar einen Ritter oder Meister, der bereit war, seine Ausbildung zu Ende zu bringen, wie auch immer. Die Macht würde ihm den richtigen Weg weisen und eines Tages würden die Jedi zurückkehren und wieder für Frieden und Gerechtigkeit in der Galaxis kämpfen.

Die Kabinentür öffnete sich und ein großer, beeindruckend aussehender Mann kam hindurch. „Hier steckt also der blinde Passagier, den Kaneba mir an Bord gebracht hat.“ Niram zuckte leicht zusammen und rutschte unsicher hin und her. Was sollte er sagen? Was wusste dieser Mann? Der Fremde lächelte leicht. „Mein Name ist Bail Organa. Darf ich mich zu dir setzten?“ Seine Stimme klang freundlich. „Ihr seid der Senator von Alderaan“, stieß Niram überrascht hervor. Nie hätte er damit gerechnet, diesem Mann, einem selbst im Orden bekannten Freund der Jedi mal persönlich gegenüberzustehen, schon gar nicht in einer Situation wie dieser. „Gut erkannt“, erwiderte der Senator höflich, „es ist schön zu wissen, dass ich auch bei Mitgliedern des Jedi-Ordens auf positive Weise bekannt bin.“ Niram verschlug es die Sprache und er wurde unruhig. Dieser Mann musste nicht unbedingt ein Freund sein und er wusste, dass er ein Jedi war. „Keine Sorge, bei mir bist du in Sicherheit. Ich bin auch jetzt kein Feind der Jedi. Ich werde dir helfen, so gut ich es vermag. Das ist alles, was ich für meine alten Freunde noch tun kann“, beruhigte er den Jungen, als hätte er seine Gedanken gelesen.
Der junge Padawan gestattete sich einen Seufzer der Erleichterung. Er stand auf und verneigte sich ganz nach Jedi-Art. „Ich danke Euch, Senator.“

Wesentlich erleichterter nahm er wieder Platz. Der Jedi-Orden mochte vernichtet sein, doch solange es Männer wie Bail Organa gab, würden die Jedi eines Tages in die Galaxis zurückkehren. Da war er sich ganz sicher.
"Die Jedi sind keine Sekte, Anakin. Wir werden von Mitgefühl und von dem Glauben geleitet, dass die Macht größer ist, als die Summe jener, die sich ihr öffnen."
-Obi-Wan Kenobi-

Padawan von Jaime Skywalker
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