Die Drei MMM - Ihr erstes Abenteuer

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Meira Ilvane
Padawan
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Die Drei MMM - Ihr erstes Abenteuer

Beitrag von Meira Ilvane »

Die drei MMM
Der Beginn einer mega epischen Legende über drei unfassbar brillante Jedi, ohne die die Geschichte, wie wir sie kennen, ganz anders verlaufen wäre (und Meira ist schlecht im Titelschreiben)

Die Holobücher glühten blau und ließen die weißen Haare der Ritterin unter ihnen leicht schimmern. Minha Ipuigen liebte das Archiv. Sie war so froh, endlich nicht mehr auf Außenmissionen gehen zu müssen. Die ruhige, wissende Atmosphäre war ihr so viel lieber als die Hektik außerhalb des Tempels. Als jüngste Bibliothekarin war sie oft noch das „Mädchen für alles“ und die letzten Wochen waren alles andere als einfach gewesen. Ihre Aufgaben schienen sich zu Bergen aufzutürmen und sie kam kaum hinterher. Zu allem Übel verlegte sie dauernd ihre Datapads. Tatsächlich war sie gerade mal wieder auf der Suche nach einem. Minha runzelte die Stirn. Das war doch sonst nicht ihre Art! Sie hatte mehrere Stunden in das Erstellen einer Liste gesteckt und ihr fehlte die Zeit, sie nochmal zu schreiben. Sie seufzte. Es waren bestimmt nur anfängliche Schwierigkeiten. Sobald sie etwas besser eingearbeitet war, würde es leichter werden.

Der Boden flog förmlich unter Maris Füßen daher, während sie verzweifelt versuchte, nichts von dem, was sie in ihren Armen trug, zu verlieren. Sie hatte sich die letzte Nacht um die Ohren geschlagen, so viele Holocrons und Sternenkarten wie möglich gewälzt, nur, um perfekt vorbereitet zu sein. Und dann war sie eingenickt. Vor gerade mal fünf Minuten war sie hochgeschreckt, hatte schnell ihre Sachen zusammengerafft und war losgesprintet. Zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass der Turbolift zum Hangar außer Betrieb war. Ace ‘Kid‘ Sunburris nahm seine Schülerin eigentlich nicht auf Missionen mit, zumindest nicht auf die wichtigen, und gerade weil es so ein besonderer Anlass war, wollte Mari ihrem Meister keinen Grund geben, es sich doch anders zu überlegen. Sie wusste, er würde nicht warten. Wenn sie nicht rechtzeitig am Schiff war, würde er ohne sie starten. Im Rennen überlegte sie sich die schnellste Route durch den Tempel. Wenn sie durch die Trainingshallen der Jünglinge abkürzte, wäre sie zwei kostbare Minuten schneller, solange sie über keines der Kinder stürzte. In einem Akt der Verzweiflung bog Mari Vooldthre in den Korridor ab, aus dem die Kinderstimmen schallten.

„Ich bin ganz allein auf einer Insel und alles, was ich höre, ist Meeresrauschen.“ Die Padawan, die dieses Mantra wiederholte, stand in Mitten von Jünglingen, die alle aufgeregt herumrannten und laut durch den Raum brüllten. Ihr Name war Meira Ilvane und sie wartete auf ihren Meister, der für heute Extratraining angesetzt hatte. Arli Jin-Mukan unterwies die Kleinen des Ordens im waffenlosen Kampf und obwohl seine Padawan dadurch viele Freiheiten genoss, hätte sie es bevorzugt, mit ihrem Meister auf Missionen zu gehen oder wenigstens auf ihrem Niveau zu trainieren. Meira lernte schnell und begann sich noch schneller zu langweilen und außerdem war sie sowieso schon viel zu groß für den Unterricht der Jünglinge. Sie nippte an ihrem Narisblütentee. Es war früh, es war laut und vom Trainer war auch noch keine Spur zu sehen. Mit geschlossenen Augen atmete sie tief ein und wieder aus. Ihr Fokus lag nur bei ihr und bei ihrer Insel. Umso überraschter war sie, als plötzlich jemand von hinten in sie hineinrannte. Sie stolperte und fing sich wieder, aber für ihren Tee war es zu spät. Für ihre Tunika auch.
„Arrr…cht neun zehn elf zwölf!“, rief Meira und konnte nur sehr knapp verhindern, dass die Jünglinge ein paar ganz neue Wörter lernten. Ärgerlich drehte sie sich um, doch statt des erwarteten tapsigen Kindes kniete da eine andere Padawan, etwa in ihrem Alter, vielleicht sogar etwas älter. Um sie verstreut lagen alle möglichen Dinge. Die andere hatte bereits begonnen, alles wieder zusammenzusammeln.

„Hey, das heißt Entschuldigung!“ Das Heißgetränk auf ihrer Tunika trug nicht gerade zu einem diplomatischen Tonfall bei.
„Ja, das hast du richtig erkannt.“ Die Kniende hob einen zerbrochenen Comlink auf und drehte ihn im Licht, um den Schaden zu betrachten. „An der Wortwahl müsstest du noch arbeiten, aber immerhin kennst du schon die Grundregeln.“ Meira verengte die Augen zu Schlitzen.
„Du bist in mich reingerannt und erwartest eine Entschuldigung?!“
„Eigentlich erwarte ich etwas Hilfe, aber das ist wohl zu viel verlangt von einer, die noch bei den Jünglingen ist“, sie stand auf. „Jetzt lass mich durch.“ Meira stemmte die Arme in die Seite und schüttelte den Kopf:
„Nein.“ Die andere verdrehte genervt die Augen und schob sich mit mehr Nachdruck als nötig an der entrüsteten Padawan vorbei, die sie aber nicht so einfach davon kommen lassen wollte und nach ihrem Ärmel griff. Durch den Ruck stolperten beide und ein ohnehin bereits angeknackstes Holocron flog in hohem Bogen durch die Luft und zerbrach klirrend.

„Meira!“, schallte es vom anderen Ende des Raumes. Auf einmal wuselten die Jünglinge nicht mehr durcheinander, sondern beeilten sich, sich in eine Reihe an der Wand entlang aufzustellen mit dem Blick auf den Ritter gerichtet, der mit langen Schritten auf die zwei streitenden Padawan zueilte. „Was soll das hier?!“
„Sie ist in mich reingerannt, hat mich fast umgeschmissen und beleidigt und wollte jetzt auch noch einfach abhauen!“
„Achso. Und dabei hat sie auch noch mit Holocrons um sich geworfen. Hat diese zerstörerische Naturgewalt auch einen Namen?“
„Ich heiße Mari“, nuschelte diese.
„Also Mari“, der Ritter betonte ihren Namen extra deutlich. „Ich werde darüber mit deinem Meister sprechen, aber ich kann die Kleinen nicht alleine lassen. Also müsst ihr bis nach dem Unterricht warten. Setzt euch einfach an den Rand und stört nicht.“
„Nein!“, Mari wurde panisch. „Ich muss in den Hangar, mein Meister geht sonst ohne mich!“ Arli Jin-Mukan schien das wenig zu stören:
„Dann hättest du es dir vorher überlegen sollen, ob du hier so durchrennst. Ich weiß, dass meine Padawan bei der Geschichte sicher etwas zu ihren Gunsten übertrieben hat, aber du warst sicher auch nicht unschuldig. Ihr habt Mist gebaut und müsst jetzt mit den Folgen leben.“
Missmutig trotteten die Zwei in eine Ecke, beide gleichermaßen von der Schuld der Anderen überzeugt.
Meira war eingeschnappt, schließlich war sie ja einfach nur müde rumgestanden, mit einem Tee in der Hand, der jetzt braune Flecken auf ihrer Tunika bildete.
Mari war am Boden zerstört. Nach den Ereignissen würde es sicher sehr lange dauern, bevor sie eine zweite Chance bekam, sich zu beweisen. Vielleicht würde er sie auch nie mehr mitnehmen. Beide schwiegen sich gegenseitig die ganze Stunde über an. Auch auf dem Weg zu einem Terminal sagte keine ein Wort. Meira war sich ziemlich sicher, dass sie noch nie so lange nicht gesprochen hatte.

Wie erwartet war Ace bereits weg, weswegen Meiras Meister das Holonetz bemühen musste. Die beiden sprachen zu leise um etwas zu verstehen, jedoch konnte man hören, dass keiner von ihnen begeistert war. Nach fünf ewigen Minuten drehte Arli sich um, um das Urteil zu verkünden:
„Ace war sichtlich angefressen.“ Mari sank ein Stück in sich zusammen. „Wir sind uns einig. Ihr müsst den Umgang mit dem überlieferten Wissen der Jedi lernen. Deshalb werdet ihr in der Bibliothek aushelfen, den Bibliothekaren zur Hand gehen und euch so nützlich wie möglich machen. Und zwar so lange, bis die euch am Liebsten nicht mehr hergeben würden. Ist das klar?!“
„Ja.“
„Und ihr werdet sofort damit beginnen. Der Tag ist noch jung und Jocasta Nu ist informiert. Meira, du ziehst dir vorher aber noch eine andere Tunika an, die, die du trägst, ist ganz bekleckert. Und Mari, bring zuerst noch dein Zeug weg, das würde sonst nur im Weg rumliegen.“ Die beiden Mädchen grummelten und machten sich auf den Weg. Als Mari die Bibliothek erreichte stand Meira schon davor und wartete auf sie.
„Keine Chance, dass ich auch nur eine Sekunde länger arbeite als du“, zischte sie.
„Ja, diese Einstellung kann man sehen.“ Mari warf einen vielsagenden Blick auf Meiras Bauch, bevor sie durch die Tür ein- und ihre Strafe antrat.

Sie wurden bereits erwartet. Ein kleiner, etwas dicklicher Bibliothekar blickte ihnen entgegen.
„Das hat aber gedauert“, bemerkte er spitz. Dann winkte er eine sehr beschäftigt aussehende junge Ritterin zu sich. „Du da, Neue, komm her.“
Die Frau blickte auf und sah die beiden Padawan. Ihr Blick schien stumm um Gnade zu flehen, aber der Mann war unnachgiebig. „Das sind die zwei, die das Holocron zerstört haben.“ Seinem Tonfall nach hätten sie genauso gut jemanden umgebracht haben können. „Pass auf, dass sie nicht noch mehr kaputt machen.“ Damit drehte er sich um und verschwand zwischen den Regalen. Die Bibliothekarin seufzte, dann wandte sie sich den „Holocronzerstörern“ zu und verteilte das Zeug aus ihren Armen auf die beiden.
„Ich bin Minha. Ich ersticke in Arbeit, weswegen ich euch dankbar wäre, wenn ihr einfach nicht im Weg rumstehen könntet.“ Am Ende hatte sie nur noch ein Datapad in ihrer Hand, an das sie sich krampfhaft klammerte. Mari ächzte.
„Wie konntest du das vorhin alleine tragen und in dem Tempo durch die Gänge hetzen?“
Minha winkte ab.
„Übung. Bekommt ihr auch noch. Folgt mir.“
„Huhu, das wird ein Spaß!“, presste Meira zwischen den Zähnen hervor.
Minha führte sie in eine etwas weniger belebte Ecke des Archivs.
„Legt das Zeug da hin. Vorsichtig!“ Sie zog eine große Kiste unter einem Tisch hervor und öffnete sie. „Darin sind alte Sternenkarten. Ihr überprüft, ob sie noch aktuell sind, legt die Veralteten auf einen Haufen und sortiert die anderen nach ihrem Alter. Und das leise.“ Sie drehte sich zu ihrem eigenen Arbeitsplatz und versteifte sich. „Jemand war an meinen Unterlagen.“ Ihre Knöchel traten weiß hervor, so fest hielt sie das Datapad. „Das hatte alles seine Ordnung! Und wenn etwas fehlt? Ich werde ewig brauchen um den Schreibtisch wieder aufzuräumen.“ Sie stöhnte und begann sich durch Holocrons und Bastlerzeugs zu wühlen.

„Hey, stör ich?“ Eine junge Frau stand plötzlich mit schiefem Lächeln hinter ihnen.
„Ich bin grad etwas beschäftigt“, seufzte Minha und deutete auf die Padawan und das Chaos. Und dann wieder auf die Padawan.
„Oh nein, zusätzlich sollst du jetzt auch noch den Babysitter spielen? Das ist doch unfair!“
„Besten Dank“, grummelte Meira.
„Zumindest ich bin kein Baby“, schnaubte Mari.
„Ich bin ab heute Nachmittag wieder auf einer Mission unterwegs und wollte mich nur schnell verabschieden. Aber wenn ich dich hier so in der Bücherhalle eingesperrt sehe, würde ich dich am liebsten entführen und mitschleifen. Wie früher!“
„Naja“, Minha lächelte schwach. „Eigentlich hab ich ja darum gebeten, hierher versetzt zu werden…“
„Ich mein ja nur“, fiel ihr die andere ins Wort, „dass du hier weit unter deinen Fähigkeiten arbeitest. Du bist so gut, die hätten dir sofort einen höheren Rang geben sollen. Dein Talent ist hier doch total verschwendet! Schon gut!“ Sie lachte, als sie Minhas Gesicht sah. „Ich bin ja schon still. Ich wollte eh nur kurz Tschüss sagen. Lass dich nicht unterkriegen und im Zweifelsfall ist immer ein Platz für dich in meinem Schiff reserviert.“ Sie wirbelte genauso schnell hinaus, wie sie hereingewirbelt war. Minha zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Krisi Elnad, eine alte Freundin von mir. Wir waren früher öfter zusammen unterwegs. Sie ist nett, aber ich glaube, es ist noch nicht ganz bei ihr angekommen, dass es das hier ist, was ich will.“ Sie atmete noch einmal tief durch und grub sich dann wieder in das Durcheinander. Meira und Mari sortierten Sternenkarten nach Aktualität und Alter und es war so unfassbar langweilig, wie es sich anhörte.

„Ääähm, Minha?“, unterbrach Mari nach einer Weile die Stille.
„Sei ruhig“, murmelte Minha und machte eine wegwerfende Handbewegung in ihre Richtung.
„Wo sollen wir die alten Karten hinbringen? Wir haben keinen Platz mehr auf dem Tisch“, schob Meira energisch ein. Die Bibliothekarin schreckte hoch.
„Wie? Ach so. Ja.“ Sie stand auf. „Ich zeig es euch schnell. Nehmt die Karten mit.“ Unterwegs erklärte sie den beiden den weiteren Weg der aussortierten Dateien.
„Wir stellen sie in den Platz im großen Regal, der dem zuständigen Ritter gehört und der prüft dann, ob das Aussortierte archiviert werden sollte. Falls nicht, werden die Datenträger formatiert und wiederverwendet. Falls doch kommen sie zurück in die Regale, allerdings an anderer Stelle. Wir benutzen die Fächer um Materialien unkompliziert von einem Zuständigkeitsbereich zum nächsten weiterzugeben. Hier“ Sie hielt vor einer fast leeren Aushöhlung in der Wand.
„Verstehe“, Meira grinste und nickte in die Richtung eines überquellenden Platzes. „Dann ist das wohl deins.“ Sie hatte eigentlich nur witzig sein wollen, aber Minha verzog bloß das Gesicht.

Der Rückweg wurde von drückendem Schweigen beherrscht. Meira und Mari setzten sich wieder an ihre Plätze, als die Ruhe der Bibliothek plötzlich von einem Ausruf des Entsetzens gestört wurde. Aus allen Ecken kamen sofort „Pscht“s und geflüsterte „Ruhe!“ zurück.
„Mein Datapad!“, keuchte Minha. „Ich hab es hier auf den Tisch gelegt und es war vorhin doch noch da! Das kann nicht sein!“ Die Verzweiflung brachte ihre Stimme zum Zittern. Mari blickte von ihrer Karte auf.
„Bist du sicher, dass du es nicht woanders hingelegt hast?“, wisperte Mari.
„Ja! Ich hatte es vorhin noch als ich euch abgeholt hab und dann hab ich es genau da hingelegt! Es waren richtig viele Listen drauf, wenn ich die nochmal machen muss, schaffe ich es nicht rechtzeitig.“ Sie war den Tränen nahe. „Außerdem ist das nicht das erste Datapad, das ich verlege. Ich hab letztes Mal schon kaum ein Neues bekommen. Die werden mich rausschmeißen!“
„Du musst dich ja richtig reingehängt haben, um dich so schnell so unbeliebt zu machen“, murmelte Meira.
„Bitte was?!“
„Richtig geschmacklos“, zischte Mari.
„Was denn? Wenn du das Datapad ganz sicher da hingelegt hast und es jetzt weg ist, muss es wohl jemand weggenommen haben. Die Ecke hier ist so abgelegen, keiner würde hier spontan vorbei kommen und ein rumliegendes Datapad aufräumen. Schon gar nicht an einem fremden Arbeitsplatz. Also hat es jemand absichtlich verschwinden lassen.“ Meira zupfte an ihrem Padawanzopf. „Wir waren nur kurz weg, also muss es jemand gewesen sein, der die Abläufe in der Bibliothek kennt und unauffällig in der Nähe warten konnte. Vermutlich ein Jedi, der sich oft hier aufhält. Noch vermutlicher ein Bibliothekar. Hast du mit einem von denen Streit angefangen? Oder einer mit dir?“
„Nein! Wir sind ein Team, wir arbeiten zusammen am Erhalt und der Ordnung des Archivs!“ Meira konnte ihre Enttäuschung nur schwer verbergen:
„Ach komm schon, da muss es doch jemanden geben!“
„Einen gibt es vielleicht? Er war seit ich hier angefangen habe zu arbeiten jedenfalls nicht besonders nett zu mir. Aber ich hab den Namen vergessen…“
„Ist es der Kurze von vorhin?“, Mari zog breit grinsend die Augenbrauen hoch.
„Nein, der hat zwar eine raue Schale, aber einen weichen Kern. Außerdem bezweifle ich stark, dass nicht nett sein als Motiv ausreicht. Man muss ja nicht jeden mögen.“
„Tut es nicht, aber es ist eine Richtung.“ Meira stand auf, ihre Augen leuchteten. „Wir werden die verschwundenen Datapads finden! Zuerst brauchen wir mehr Informationen. Das, was wir bisher haben, ist zu wage. Dann können wir den Kreis der Verdächtigen einengen, Beweise sammeln und den Dieb überführen!“
„Sprich für dich“, schnaubte Mari. „Ich hab genug Ärger am Hals. Mein Meister ist eh schon sauer.“
„Dein Meister ist nicht hier. Und du hilfst der Bibliothekarin, der du zugeteilt wurdest, also fällt es unter unsere Strafarbeit. Wenn du es trotzdem bevorzugst, eingestaubte Karten zu sortieren, dann lass dich nicht aufhalten. Ansonsten könntest du ins Technikcenter laufen, und nach Datapads fragen, ob welche abgegeben wurden oder ob jemand besonders viele angefordert hat.“
„Aha. Und du?“
„Ich werde mich ganz unschuldig in der Bibliothek umhören, ob jemand was von Streitereien weiß.“

„Und ich?“, Minha schien noch nicht ganz überzeugt zu sein.
„Machst du Witze? Du bleibst natürlich hier und arbeitest dein Zeug ab. Du hast keine Zeit, durch die Gegend zu rennen!“
„Wir sollten vielleicht noch einen Schritt weiter gehen…“, schaltete sich jetzt doch Mari ein. Sie begeisterte sich mehr und mehr für die Idee. „Gibt es eine noch verstecktere Ecke? Wir könnten ein paar Kisten davor stellen, dann würde dich niemand sehen und du könntest ungestört arbeiten.“ Minha runzelte die Stirn:
„Es gibt da eine Stelle zwischen zwei Regalen. Wir könnten den Gang dort komplett zustapeln, denn man kann einen Block Holobücher zur Seite klappen und dann durch den Hohlraum kriechen. Wenn man weiß, wo man suchen muss.“ Zusammen schleppten sie einen Tisch und zwei Stühle an die beschriebene Stelle. Nach den Kisten mussten sie etwas suchen, doch fanden sich schnell genug Boxen, die niemand vermissen würde. Die Wand war dann auch innerhalb weniger Minuten hochgezogen. Irgendwie waren dabei die Kisten mit den alten Sternenkarten ganz zufällig im Fundament der Mauer gelandet. Minha zeigte Mari und Meira noch schnell den Geheimgang und schloss ihn wieder hinter sich. Die Padawan standen sich schweigend gegenüber.

„Auf geht’s?“, fragte Mari. Meira nickte. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, zögerte, klappte den Mund auf, holte Luft und klappte den Mund wieder zu.
„Du brauchst einen Grund“, sagte sie dann doch.
„Das weiß ich, du brauchst mich nicht herumzukommandieren, Besserwisserin!“ Meira verzog das Gesicht. Sie hatte nicht so herrisch klingen wollen, war aber trotzdem noch zu stolz für eine Entschuldigung. Sie schwiegen sich einen Moment betreten an. „Einen Grund für was eigentlich?“, fragte Mari.
„Wenn du dich einfach so nach gestohlenen Datapads erkundigst, werden die Leute misstrauisch!“, erklärte Meira, erleichtert, dass Mari ihren Tonfall nicht zu ernst genommen hatte. „Du brauchst einen Grund, um mit ihnen in ein Gespräch zu kommen und dann kannst du es vorsichtig in die entsprechende Richtung lenken. Ich schnapp mir jetzt einen übrig gebliebenen Karton und schmeiß ein paar alte Karten von vorhin rein und frag mich mal durch, wo das hinkommt.“
„Mein Comlink ist vorhin kaputt gegangen, ich sollte ihn reparieren lassen. Nicht, dass mein Meister versucht mich zu erreichen und dann nicht zu mir durchkommt“, grinste Mari.
„Und wenn dich jemand auf den Gängen erwischt, dann sag, dass du auf einem Botengang für die Bibliothek bist!“
„Ich bin nicht dumm.“ Das Grinsen war genauso schnell verschwunden, wie es gekommen war.
„Tschuldigung“, murmelte Meira. „Bis nachher“
„Bis nachher!“

***

Die Kiste war schnell gefüllt. Außer den Karten wanderten noch ein paar andere Gegenstände hinein, die Meira wahllos aus den Aushöhlungen in die Box gewischt hatte. Sie hoffte, so auf jeden Fall genug Zeit für ein Gespräch zu haben. Jetzt wanderte sie pfeifend auf der Suche nach Jocasta Nu durch die Bibliothek.
„Ruhe!“ Ein Bibliothekar in wallenden Gewändern kam auf sie zu. „Weißt du denn nicht, dass man hier still sein muss?“ Er war ein netter älterer Mann. Meira lächelte so unschuldig wie sie nur konnte.
„Oh, ich hatte es vergessen. Tut mir leid, es ist mein erster Tag hier!“ Es war keine Lüge, mehr eine leichte Dehnung der Wahrheit.
„Ah, der erste Tag! Ich erinnere mich noch an meine Anfangszeit hier. Keine Sorge, bald gehen dir die Regeln in Fleisch und Blut über“, er nickte ihr ermutigend zu. „Kann ich dir helfen?“ Meira blickte beschämt auf den Boden.
„Ja, könnt Ihr. Ich habe mich verlaufen“, nuschelte sie, ganz als wäre es ihr furchtbar peinlich. „Jocasta Nu hat mich geschickt, damit ich ihr alles aus ihrem Regalplatz bringe, aber jetzt finde ich nicht mehr zurück.“ Der Mann runzelte die Stirn und hob eine kleine Schachtel die mit „Rhythmische Deklamation von Glückwünschen für alle Anlässe“ beschriftet war, aus der Box.
„Seit wann beschäftigt sie sich denn damit?“
„Äähm, das ist Vergleichsmaterial. Ich bin ein wenig spät dran, also wenn Ihr mir die Richtung weisen könntet…“
„Natürlich“, er lächelte und legte die Schachtel zurück. „Einfach hier geradeaus, dann da vorne rechts und nach fünf Regalreihen links. Dort arbeitet sie in der Regel.“ Meira bedankte sich und eilte los.
„Auch nicht rennen!“, rief ihr der Bibliothekar hinterher.

***

„Das ist ja komplett zerbrochen, was hast du denn damit angestellt?“
„Es ist mir runtergefallen.“
„Es sieht eher aus, als hättest du es mit voller Wucht auf den Boden geschmissen und wärst dann noch drauf rumgetrampelt.“ Mari wurde rot, denn genau das hatte sie getan. Sie wollte nicht, dass Miro Daroon mit der Reparatur fertig wurde, bevor sie alle Antworten hatte. Doch zum Glück beugte er sich über den Comlink und konnte ihr Gesicht nicht sehen. „Das ist so kaputt, am liebsten würde ich dir ein Neues geben.“ Toll, damit wäre der ganze Plan im Eimer.
„Aber?“, fragte Mari ein bisschen zu schnell. Miro deutete ihre Hektik falsch und antwortete lachend:
„Aber wir haben gerade einen Engpass und die neuen Sachen sind für die Jedi, die auf Missionen unterwegs sind und deren Technik auf jeden Fall funktionieren muss. Also nicht für dich!“ Er hatte unabsichtlich den wunden Punkt getroffen. „Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht, wenn er ausfällt oder einen Wackler hat, bringst du ihn einfach vorbei und ich repariere ihn wieder für dich. Vielleicht kann ich dann auch was drehen, dass du ein Neues kriegst. Aber nicht absichtlich kaputt machen, ich sehe das!“ Er blickte auf und zwinkerte ihr zu.

„Danke“, sie lächelte gequält.
„Tu mir das nicht an, ich werde ja doch noch schwach“, scherzte Miro. Mari schüttelte den Kopf.
„Es ist bloß so unfair. Es ist ja nicht meine Schuld, dass ihr knapp bestückt seid. Und trotzdem muss ich es ausbaden!“
„Ne, deine Schuld ist das nicht. Es sei denn, du stibitzt heimlich Datapads.“
„Was?“, sie hatte gedacht, dass es viel schwieriger werden würde, das Thema anzuschneiden.
„Entspann dich, es war ein Witz. Weil in den letzten Wochen ständig neue angefordert, aber fast keine alten zum Recyceln abgegeben wurden. Deswegen haben wir grad auch so wenig Material da.“ Mari versuchte, ihre Aufregung zu verstecken:
„Wie kann das sein? So viele Datapads müssen doch irgendwo hin.“
„Da bin ich überfragt. Ich will mit der Sache eigentlich nicht zum Rat, aber wenn ich keine zufriedenstellende Antwort bekomme, werde ich das müssen.“
„Weißt du, wer die ganzen Datapads beantragt?“
„Nein, aber ich könnte es nachschlagen. Das wäre ein guter Ansatzpunkt. Du bist echt nicht auf den Kopf gefallen.“ Miro reichte ihr den Comlink. „Bitteschön, nicht so gut wie neu, sollte aber funktionieren. Komm zu mir, wenn er anfängt zu knistern.“ Mari zögerte kurz. Sollte sie bleiben und darauf warten, dass Miro Daroon ihr sagte, wer so viele Datapads anforderte? Sie entschied sich dagegen. Er würde es einer Padawan sicher nicht auf die Nase binden. Stattdessen lächelte sie:
„Dankschön.“
„Jederzeit. Empfehlen Sie unseren Service weiter und beehren Sie uns bald wieder!“ Sie wollte gerade gehen, da kam ihr ein Ritter entgegen.
„Miro, ich brauche neue Datapads!“ Der angesprochene stöhnte.
„Wohin soll ich sie schicken?“, ächzte er bloß. Plötzlich musste Mari dringend stehenbleiben um den Comlink zu verstauen und ihre Tabarts zu richten.
„In die Bibliothek.“ Mari grinste. Jetzt wusste sie doch alles, weswegen sie hergekommen war. Sie konnte es kaum erwarten, von ihren Erkenntnissen zu berichten.
***
Mit einem befriedigenden Klicken schwangen die Holobücher zur Seite. Mari krabbelte durch die Öffnung, nur um auf der anderen Seite von einer selbstgefällig grinsenden Meira begrüßt zu werden:
„Erste.“
„Ich wusste ja gar nicht, dass es ein Wettrennen war“, brumme Mari.
„War es auch nicht. Aber ich bin trotzdem Erste!“
„Es gibt Mujas!“, schaltete Minha sich schnell dazwischen, um den drohenden Streit abzuwenden. „Und Tee. Meira war in der Kantine und hat uns was besorgt.“
„Essen und Trinken in der Bibliothek? Minha!“, rief Mari gespielt vorwurfsvoll und schnappte sich eine Frucht. Die Ritterin nippte an ihrem Tee:
„Mittag ist durch und wir sind alle hungrig. Ich finde es okay, irgendwie gehört dieser Raum nicht mehr dazu und hier gelten Ausnahmeregeln.“
„Er ist immer noch in der Bibliothek“, schaltete sich Meira ein. „Ich stimme dir zwar in dem Punkt zu, dass hier außerordentliche Regeln gelten, aber dennoch ist unser kleines Versteck von Regalen mit Holobüchern umgeben. Also ist es weniger kein Teil, sondern vielmehr das Herz der Bibliothek. Es ist das Zentrum und somit unsere Zentrale!“
Mari zog verwirrt eine Augenbraue hoch.
„Sie will, dass wir das Versteck Zentrale nennen?“, wandte sie sich an Minha. Diese nickte seufzend:
„Sie will, dass wir das Versteck Zentrale nennen.“
„Meinetwegen“, Mari war viel zu froh über das Essen um sich jetzt zu streiten.

„Wir sollten den Eingang übrigens besser verstecken. Vielleicht stellen wir ein paar Kisten so davor, dass man noch durchkommt, den Geheimgang aber nicht mehr sieht. Einige Bibliothekare haben mich schon ganz merkwürdig angesehen, als ich vorhin ein paar Sachen geholt habe. Es wird nicht lange dauern, bis jemand versucht uns auf die Spur zu kommen. Und wir sind auch nicht die Einzigen, die von dem Durchgang wissen. Eigentlich ist er sogar ziemlich bekannt unter allen, die regelmäßig im Archiv sind“, erklärte Minha.
Meira nickte:
„Wenn das hier was Langfristiges werden soll, dann auf jeden Fall.“
Was Langfristiges. Mari war sich noch nicht ganz sicher, ob sie das auch wollte. Klar, ein Geheimversteck und Detektivspielen war toll, besonders, wenn man eigentlich Karten sortieren sollte. Aber eigentlich wollte sie doch lieber mit ihrem Meister zusammen Abenteuer erleben. Also wechselte sie das Thema:

„Wollen wir nicht erstmal vergleichen, was wir wegen den Datapads rausgefunden haben?“
„Unbedingt“, stimmte die andere Padawan ihr zu. „Fang an!“
„Okay, also Miro hat mir erzählt, dass die Bibliothek in den letzten Wochen dauernd neue Datapads angefordert hat, gleichzeitig aber keine alten abgegeben werden. Es kam deswegen sogar schon zu Engpässen.“
„Das hat Jocasta Nu auch erzählt“, ergänzte Meira. „Aber sie hat keine Konflikte unter den Bibliothekaren bemerkt“, sie grinste entschuldigend. „Sie meinte auch, dass, wenn sie sich nicht bald fängt, Minha ihre Stelle nicht behalten kann.“ Einen Moment herrschte betretenes Schweigen.
„Irgendwie war mir das schon klar, ich wollte es bloß nicht wahrhaben. Vielleicht sollte ich meine Sachen packen und gehen, bevor sie mich rauswerfen. Das würde es für alle leichter machen. Krisi sagte ja bereits, dass auf ihrem Schiff immer Platz für mich ist, vielleicht erwisch ich sie noch.“
„Quatsch nicht!“, unterbrach Meira sie. „Ich hab dich arbeiten sehen, du bist wahnsinnig schnell und organisiert. Ohne die Sabotage wärst du längst als Datenkönigin von ganz Tempelarchivien bekannt.“
Mari runzelte die Stirn:
„Da wundert es mich, wie du den Namen von dem Bibliothekar, der so gemein war, vergessen konntest.“
„Wahrscheinlich hat er ihn gar nicht erst genannt…“, bemerkte Meira
„Sehr verdächtig!“, nickte Mari.

Minha war noch nicht überzeugt.
„Bitte versteht mich nicht falsch, ich bin dankbar, dass ihr mir helfen wollt, aber ich bin mir wirklich nicht sicher ob das wirklich als Verdacht ausreicht.“
„Es ist ja nur eine Richtung“, beruhigte Meira sie. „Aber eine Richtung, in die es sich zu ermitteln lohnt!“
„Was schlägst du vor jetzt zu tun, Meira?“, fragte Mari, während sie sich mit dem Kerngehäuse der Mujafrucht in ihrer Hand suchend umsah. Diese antwortete:
„Wie gesagt, die Richtung lohnt sich. Also werdet ihr zwei euch da mal umsehen. Ich werde meine Kontakte zu den Jünglingen nutzen. Die ganzen Datapads müssen ja irgendwo stecken. Wenn auch nur die Hälfte der Jünglinge mithilft zu suchen, stehen unsere Chancen, sie zu finden gar nicht so schlecht.“ Dann deutete sie unter den Schreibtisch.
„Wir haben hier einen Mülleimer?!“, fragte Mari.
„Wie gesagt, ich habe noch ein paar Dinge organisiert“, grinste Minha.
Meira zuckte mit den Schultern:
„Für einen eigenen Anschluss an die Müllpresse hat die Zeit leider nicht gereicht.“
Minha runzelte die Stirn.
„Das würde doch auch alles vollstinken.“
Mari grinste:
„Cool. Also das mit dem Mülleimer, nicht das mit dem Stinken!“
„Gebt mir per Comlink Bescheid, wenn ihr was findet!“, rief Meira und war auch schon verschwunden.
„Ganz schön flink, für jemanden, mit dem Umfang!“, stellte Mari fest.
„Das war nicht sehr nett“, rügte Minha.
„Doooch“, nickte die Padawan. „Es war ein Kompliment. Ich hab sie `flink´ genannt.“
„Ihr zwei“, seufzte die Ritterin. „Ihr seid doch beide unmöglich. Jetzt lass uns anfangen!“

„Hey, wartet doch mal!“, Meira rannte einer Gruppe Jünglinge hinterher und schloss zu ihnen auf. „Was macht ihr denn gerade?“
„Wir haben Zeit zur freien Verfügung“, zwitscherte ein kleines Mädchen.
„Dann könntet ihr mir vielleicht helfen?“, fragte die Padawan.
„Natürlich!“, rief ein Junge und der Rest nickte zustimmend. Sie waren stolz, dass eine von den Großen sie um Hilfe bat.
„Ich suche ganz viele Datapads, mindestens fünf oder sechs auf einem Haufen. Jeder von uns hält die Augen offen und erzählt es noch vier Freunden, die es auch weitersagen und mitsuchen sollen. Dann haben wir sie bestimmt bald gefunden. Schaffen wir das?“
„Jaaa!“, schallte es im Chor und die Kinder stoben begeistert auseinander. Schnitzeljagd im Tempel!

Da meldete sich auch schon Meiras Comlink.
„Wir haben was gefunden! Er versteckt gerne Kleinigkeiten in einem Lüftungsschacht in der Nähe von seinem Quartier!“
„Mari? Bist du das?“
„Ja, warte, wir schicken dir schnell, wo der Schacht ist und dann treffen wir uns da.“
„Halt, warte mal. Woher wisst ihr das? Er wird es euch wohl kaum einfach erzählt haben!“
„Er war doof genug, vor einem Freund am Comlink damit anzugeben.“
„Ihr habt seine Gespräche abgehört?!“
„Er hat es gewagt, sich mit uns anzulegen!“
„Und Minha hat da mitgemacht?“
„Sie hat es vorgeschlagen.“ Stille. „Meira? Bist du noch da?“
„Ja.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Ich hab kein Problem damit, dass ihr Leute abhört. Und damit hab ich ein Problem!“
„Tja, wir tragen alle unsere Steine durchs Leben. Bis gleich!“
„Halt, Mari, warte!“, doch zu spät, die Verbindung war bereits getrennt.

Grummelnd lief sie zum Lüftungsschacht. Ihr Weg war etwas kürzer als der, der beiden anderen und so kam es, dass sie vor ihnen am ausgemachten Treffpunkt war. Als die dann wenig später auch auftauchten, stöhnte Mari genervt.
„Erste?“, fragte sie.
„Richtig, Zweite“, grinste Meira. „Also wo ist das Versteck?“
„Da oben“, Minha zeigte auf ein Gitter etwa einen Meter über einer Tür.
„Ach du Kacke! Wie sollen wir denn da raufkommen?“
„Eine von uns muss klettern“, erklärte Mari.
„Also ich bin ja eher für Recherchen und so verantwortlich“, wich Minha aus.
„Und ich trainiere mit den Jünglingen! Ich finde, das befreit von allen körperlichen Aktivitäten!“
„Weil das Training an sich ja schon so anstrengend ist, stimmt‘s?“, neckte Mari. „Also gut, dann kletter ich rauf. Macht mal eine Räuberleiter!“ Sie war schnell oben und hob das Gitter beiseite.

„Was siehst du?“, Meira platzte vor Neugier.
„Ein paar Credits, ein A99-Aqua-Atemgerät, etwas, das wie eine Sammelkarte aussieht und vor allem: keine Datapads!“
„Was? Seid ihr euch sicher, dass das der richtige Lüftungsschacht ist?“
„Ja, aber vielleicht hat er sie woanders versteckt?“ spekulierte Minha.
„Unwahrscheinlich“, zweifelte Meira. „Er hält dieses Versteck für absolut sicher, wieso sollte er ein anderes riskieren? Es ergibt keinen Sinn!“ Mari verschloss den Schacht wieder und kletterte herunter.
„Das war’s dann also. Ich packe meine Sachen“, seufzte Minha. „Wenigstens wird Krisi sich freuen.“
„Wir sind ja so dumm!“, stöhnte Meira und rannte los. „Ich weiß, wer die Datapads geklaut hat!“, rief sie noch.
„Bitte was?“ Minha und Mari hatten keine Wahl, sie liefen ihr hinterher.

„Es ist doch offensichtlich! Nur `nicht mögen´ als Grund um jemanden rauszuekeln ist auch wirklich sehr dürftig!“
„Ach, was du nicht sagst“, murmelte Minha.
„Ruhe!“, keuchte Meira. Laufen und reden gleichzeitig schien ihr nicht besonders gut zu tun.
„Ich verstehe immer noch nichts!“, meckerte Mari
„Es ging nie darum, dass Minha nicht im Archiv arbeiten soll, sondern darum, dass sie wieder auf Missionen geht!“
„Krisi!“, rief Minha.
„Schnell, zum Hangar! Vielleicht erwischen wir sie noch!“
„Dahin, meine liebe, nicht ganz so schnelle Zweite, sind wir bereits auf dem Weg!“, schnaufte Meira in ihrem typischen, leicht überheblichen Tonfall.

Als sie ankamen betrat Krisi Elnad bereits ihr Schiff.
„Krisi, warte!“, schrie Minha. Die angesprochene drehte sich um und ein Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus:
„Hast du es dir anders überlegt? Kommst du doch mit?“
„Eher weniger“, antwortete Minha und sah zu Meira. Sie hoffte diese würde alles erklären, doch sie war zu sehr mit Atmen beschäftigt. Also ergriff Mari das Wort:
„Wir wissen, dass du die Arbeit von Minha Ipuigen sabotiert hast!“
„Was?“, sie schien ernsthaft entsetzt. „Das würde ich nie tun, Minha. Wir sind doch Freunde!“
„Gerade deswegen hast du es getan!“, Meira bekam wieder genug Luft, um sich zu beteiligen. „Du hast die gemeinsame Zeit vermisst, und wolltest, dass es wieder so ist wie früher.“
„Nein, ich…“
„Versuch gar nicht erst, Meira zu übertrumpfen“, unterbrach Mari sie. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass sie immer Erste ist.“
„Aber das stimmt nicht! Ich habe die Datapads nicht gestohlen!“, rief Krisi entrüstet.
„Wir haben kein Wort von Datapads gesagt“, lächelte Meira mal wieder sehr selbstgefällig, aber diesmal schloss Mari sich ihr an: „Klassiker.“
Krisi machte den Mund auf, um weiter zu protestieren, sackte dann aber doch in sich zusammen.

„Ja, es stimmt. Ich wollte, dass wir wieder zusammen die Galaxis durchstreifen.“
Minha verbarg ihre Enttäuschung ziemlich schlecht.
„Ich verstehe deine Motivation und manchmal vermisse ich es auch ein bisschen, aber hast du mir denn nie zugehört, wenn ich vom Archiv erzählt habe? Es ist mein Traum, eine Bibliothekarin zu sein! Und beinahe wäre ich rausgeschmissen worden.“
Ihre Freundin war nur noch ein Haufen Elend.
„Es tut mir so leid“, hauchte sie. „Ich wollte nicht, dass du unglücklich bist.“

„Wir müssen dem Rat davon erzählen! Es muss allgemein bekannt werden, dass es die ganze Zeit über nicht Minhas Schuld war!“, erklärte Meira bestimmt.
„Eigentlich schon“, stimmte Minha zu. „Aber dann würde der Rat sofort mit Krisi sprechen wollen und sie könnte wahrscheinlich bis auf weiteres nicht auf Missionen gehen. Und sie hasst es, im Tempel festzusitzen, wenn es draußen doch so viel zu tun gibt.“
„Ein Stück weit hätte sie es ja verdient“, grummelte Meira.
„Ich kann sie verstehen“, flüsterte Mari. „Und ich hab vielleicht eine Idee, wie wir dem Rat davon erzählen können und sie trotzdem noch auf ihre Mission gehen kann.“
Die anderen beiden nickten.
„Okay.“

„Krisi!“, donnerte Mari. „Wir haben uns beraten und entschieden, dass der Hohe Rat der Jedi erfahren muss, was passiert ist.“
Krisi nickte ergeben.
„Natürlich. Ich hab Mist gebaut und muss jetzt mit den Folgen leben.“
Meira schüttelte sich.
„Ich hab ein Déjà-vu.“
Die andere Padawan nickte.
„Und genau deswegen werden wir uns auf dem Weg zum Ratssaal viieeeel Zeit lassen. Du bekommst einen Vorsprung.“ Und mit einem Augenzwinkern fügte sie hinzu: „Schau, dass du dann schon zu weit weg bist, um dich wieder zurück zu holen. Wenn du wiederkommst, haben sich alle Gemüter besänftigt und deine Strafe fällt etwas milder aus.“
„Danke, vielen Dank!“, die Erleichterung stand Krisi ins Gesicht geschrieben. Sie betrat schnell das Schiff und drehte sich noch einmal um: „Wisst ihr, für zwei Babys seid ihr gar nicht so mies. Passt mir gut auf meine Minha auf! Oh, und die Datapads findet ihr in einem Lüftungsschacht über meinem Zimmer. Geniales Versteck, oder?“
„Jetzt hau schon ab!“, zischte Minha, aber sie lächelte dabei. Die zwei Padawan und die Bibliothekarin winkten dem Schiff hinterher.
Meira sah die beiden anderen an.
„Kuchen und Kaf in der Zentrale?“, fragte sie.
Mari stöhnte.
„Das nimmt jetzt schon ungesunde Ausmaße an.“

***

„…und dann sind wir so schnell wie möglich hierhergeeilt, um den Rat davon in Kenntnis zu setzen“, beendete Meira ihren Bericht. Zwölf Augenpaare blickten das Trio wahlweise irritiert oder verwirrt an.
„Ihr wollt also damit sagen“, begann Mace Windu, „dass ihr nach der Konfrontation mit Krisi Elnad direkt zu uns gekommen seid?“
Meira grinste entschuldigend.
„Wie bereits erwähnt, der Turbolift zum Hangar ist ausgefallen, und wir mussten die Treppen nehmen. Und um meine Ausdauer ist es nicht gut bestellt.“
„Vor über zwei Stunden Krisis Schiff Coruscant verlassen hat!“, warf Meister Yoda ein.
„Es sind sehr lange Treppen“, nickte Minha. „Man vergisst ganz, wie viele Stufen so eine Treppe hat, wenn man immer nur den Lift nimmt.“
„Außerdem mussten wir uns auch noch um den Jüngling kümmern, der zufällig über die Tasche mit den Datapads gestolpert ist“, fügte Mari hinzu. „Gut, dass er sie gefunden hat und wir gerade noch rechtzeitig auf die richtige Spur gekommen sind. Wir mussten ihn natürlich erst zurück zu den anderen bringen.“
„Wofür wir auch wieder Treppen nehmen mussten“, schloss Meira den Kreis. „Und Ihr wisst ja, meine Kondition…“
Meister Windu tauschte einen vielsagenden Blick mit Yoda, wandte sich dann doch an die Mädchen in der Mitte des Saals: „Wie auch immer, ihr habt es gut gemacht. Es ist zwar zu spät, um sie zurückzurufen, aber das muss nicht mehr eure Sorge sein. Von hier an übernehmen wir den Fall. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es da eine Strafe, die ihr Padawan noch abarbeiten müsst. Und Ihr, Ritterin Ipuigen, habt sicher auch noch viel zu tun.“ Die drei stöhnten synchron.
„Könnt Ihr sie nicht doch aufheben? Weil wir den Fall so toll gelöst haben?“, fragte Mari vorsichtig.
„Die Bibliothekare eure Hilfe noch brauchen. Eine neue Freundin doch nicht im Stich lassen ihr wollt, hm?“, fragte Yoda.
„Natürlich nicht, Meister“, Meira schaffte es, gleichermaßen motiviert und niedergeschlagen zu klingen.
„Wir sollten sofort anfangen, dann können wir bis heute Abend noch ordentlich was schaffen“, meinte Minha. Der Rat entließ sie mit einem Nicken.

Draußen wartete Mari gerade so lange, bis die Türen sich geschlossen hatten.
„Treppen?!“, fragte sie. „Ernsthaft? Treppen waren deine meisterhaft ausgeklügelte Ausrede, damit du eine zweite Tasse Kaf trinken konntest?“ Meira zuckte grinsend mit den Schultern.
„Wieso? Hat doch gepasst.“
Minha schüttelte lachend den Kopf.
„Du und deine Ausdauer. Wenn die wüssten, wie du vorhin gerannt bist! Aber sie haben ja recht, ich habe immer noch bergeweise Arbeit und ihr seid immer noch mir als Helfer zugeteilt!“
„Oh nein, Minha, bitte nicht!“, jammerte Meira und Mari schien den Tränen nahe.
„Minha, ich dachte, wir wären Freunde!“ Doch die lachte nur und legte ihre Arme um die Schultern der beiden Padawan.
„Auf zur Zentrale!“
Zuletzt geändert von Meira Ilvane am 18.06.2017, 23:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Drei MMM - Ihr erstes Abenteuer

Beitrag von Minha Ipuigen »

Hast du sehr gut gemacht, Erste! Auch wenn das doch alles geheim bleiben sollte! Psst!
Und mach mehr Absätze ;)
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