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Über Schummeln und die Dunkle Seite - eine Rede

Verfasst: 11.06.2019, 22:33
von Meira Ilvane
Liebe Jedi und Ritter! Mitpadawan, Jünglinge, Gäste und hochverehrte Meister des obersten Hohen Rates!

Wie allgemein bekannt wurde mir von der Dunkelheit höchstselbst, die mich im Übrigen bereits als potentielle neue Schülerin genannt hat, die Aufgabe erteilt, mich in einem Aufsatz mit kreativer Lösungsfindung und eventuellen Konsequenzen derer auseinanderzusetzen.
Doch allein der Begriff Aufsatz ist weit gesteckt. Sollte es denn nun ein Essay sein? Eine Glosse? Oder doch ein argumentativer Bericht? Es gibt wahrlich viele Möglichkeiten sich kritisch mit einem Thema auseinanderzusetzen.
Ich habe mich nun doch für eine Rede entschieden, da ich weiß, wie gerne man bei der Order langen Monologen zuhört, und da ich meine Erkenntnisse im Zuge der Selbstlosigkeit natürlich mit euch, mir sehr wichtigen Menschen, teilen möchte.
Des Weiteren schätze ich persönlich die Freiheit der Form, die eine Rede eben bietet, ein Thema, das noch nicht das letzte mal genannt worden ist.
In der Tat, die einzige Vorgabe war die Länge einer halben Seite.
Zu dieser Vorgabe kann ich jedoch nicht anders als die unsterblichen Worte des Golradin zu zitieren: AHAHAHAHAHAHAHAHA
Denn jene halbe Seite habe ich bereits überschritten, als ich das letzte mal von langen Monologen sprach.
So haltet euch fest, spitzt eure Ohren und schnallt euch an für die Rede, die euch sagen lassen wird: "Also Reden schreiben kann sie" und dann "bitte, bitte, gebt ihr nie wieder Redezeit, es ist schon wieder Montag und ich hätte letzte Woche doch schon heimgemusst" und sich ganz nebenbei auch noch mit kreativen Lösungswegen und deren eventuellen Folgen auseinandersetzt.

Doch zuerst, wie jede gute Jedi, und alle Padawan, die versuchen, gute Jedi zu sein, ja, wie jeder gute und intelligente Bürger dieser schönen Republik, die uns schützt und deren Gemeinschaft uns Freude bringt, möge sie niemals dunklen Sitz in die Hände fallen, muss ich jegliche diskutable Angelegenheit auch von allen möglichen Blickwinkeln ausgiebig beleuchten.

So stellt sich also auch die Frage, welche Folgen mit einem Mangel an kreativen Lösungen einhergehen würden. Wo wären wir denn, wenn nie einer die ausgetretenen Pfade verließe, wenn nie Neues gewagt und Anderes ausprobiert worden wäre?
Ich kann euch sagen, wo wir wären, nämlich verheddert in einem Knäuel bestehend aus Lichtschwertkabeln und Padawansträhnen, während die Meister nebendran stünden, zu besorgt, Elektroschocks von den überdimensionierten Batterieklötzen an den Gürteln ihrer Schüler zu erleiden um der ihnen auferlegten Aufgabe des Sorgens und Lehrens nachzukommen. (And dieser stelle nochmal herzlichen glückwunsch Daesha und Lyra, euch zwei alles liebe und viel spaß und freude, mögen eure wege frei von lichtschwertkabeln und daran befestigten batterien sein)
Was ich wohl in diesem Argument sagen will ist, dass wir auf keinen Fall alle MUTIGEN, neue-Wege-Entdecker vernachlässigen und vergessen sollten. Schließlich verdanken wir unter Anderem den Scouts so viel mehr, als uns vielleicht bewusst wird im Trubel des Alltags.

Doch vielleicht mag jetzt der ein oder andere denken, dass mein letztes Argument etwas weit hergeholt sei. All jenen, die meinen, sie hätten mehr Ahnung als ich und all jenen, die mein Talent zur Vielsagerei und Kreativität unterschätzen, widme ich nun dieses nächste, schmerzhaft offensichtliche Beispiel.
Denn wie allgemein bekannt findet man mich häufig in Begleitung einer weiteren Padawan und einer Bibliothekarin und zu dritt bilden wir die weithin berühmt berüchtigten 3 MMM.
Zu unserem selbsterklärten Aufgabengebiet gehören die Aufklärung mysteriöser Fälle, das Auffinden verschwundener Gegenstände und Personen und das Beschaffen von unzugänglichen Informationen, kurz (auch, wenn "kurz" absolut nicht der Witz der Geschichte ist) wir erledigen alles, das mit "Detektivarbeit" überschrieben werden kann.
Es liegt in unserer Natur neugierig zu sein und neue Wege zu gehen. Schließlich, wenn konventionelle Lösungswege funktioniert hätten, gäbe es keinen Grund uns einzuschalten.
Bei den vielen Abenteuern, die wir erlebten, mussten wir mehr als nur einmal den Weg der rein hellen, tugendhaften Jedi verlassen um am Ende Leben zu retten und das Gute siegen zu lassen.
Doch zu unserem Glück endeten wir nicht sofort auf der dunklen Seite, denn zwischen hell und dunkel gibt es keine gerade Linie sondern eine verschwommene Übergangsphase.
Wer den Weg der absoluten Tugend verlässt kann also, wenn er mit Vorsicht navigiert, durchaus auch schneller an ein besseres Ziel kommen. Manchmal muss man eben Klippen umschiffen und sich in wildere Gewässer vorwagen, um im sicheren Hafen zu landen.

Bisher könnte man also davon ausgehen, es gäbe keine schlechten Seiten bei Streifzügen zur sogenannten "schlechten Seite". Doch wie gesagt hat jede Medaille in der Galaxie zwei Seiten und wie versprochen werden beide Seiten eingehend betrachtet.
Ich will mir ja nicht nachsagen lassen, ich wäre voreingenommen an diesen Aufsatz herangegangen. Auch, wenn ich das natürlich bin, (wer behauptet, er trete unvoreingenommen an eine Strafarbeit ist ein dreckiger Lügner) so will ich es mir aber trotzdem nicht nachsagen lassen. Denn sich schlechte Dinge nachsagen lassen, das ist praktisch üble Nachrede und Rufmord auf Seiten der anderen, und ich bin viel zu nett und altruistisch, jenen welchen dieses miese Karma aufzubürdend.

Eben vorhin, vor einer halben Ewigkeit, habe ich erwähnt, dass manchmal ein Abstecher von Nöten sein kann, wenn Geschwindigkeit geboten ist. Und auch, wenn es stimmt, in bestimmten Situationen Leben retten und damit im weitesten Sinne des Wortes doch als "gut" definiert werden kann, so ist doch auch unabstreitbar, dass der schnelle Weg nicht zwangsläufig immer der beste ist. Schließlich sagte schon Meister Yoda, dass der Weg zur dunklen Seite selbst einfach und schnell ist.
Dies heißt zwar nicht, dass jeder Weg der einfach und schnell auch dunkel ist, sondern lediglich, dass jeder Weg, jede Möglichkeit und auch jedes Aufsatzthema hinterfragt und durchleuchtet werden muss, insbesondere, wenn der angestrebte Weg der einfachste und schnellste ist (hier halbironischen und semiselbstreflektierten Witz über Aufsatzlänge einbauen).
Grau ist nunmal halt leider grau und nicht weiß. Der Anteil an schwarz kann und darf nicht ignoriert werden.
Was mich in diesem Zusammenhang zu meinem nächsten Punkt führt.

4. Unehrlichkeit kann zu Misstrauen führen.

Und zu guter letzt steht hier, an letzter Stelle, in der Regel das stärkste Argument, das für die Hauptthese spricht und wie der absolut von mir zuvor durchgeplante Zufall es so will ist dies auch der einzige Punkt, von dem mir wichtig ist, dass ihr etwas davon mitnehmt. Denn während meinen intensiven, 20-minütigen Überlegungen zum Thema Schummeln habe ich mich auch gefragt, warum Menschen schummeln.
Man könnte meinen, sie mogeln, weil sie sich einen unfairen Vorteil ergattern wollen, aber das ist meiner Meinung nach ausgesprochen von außen gedacht. Denn die eigentliche Frage ist ist ja, was geht dabei in ihnen vor, was bewegt sie?
Leute schummeln, weil sie schlecht von sich denken.
Keiner mogelt, weil er so sehr von sich selbst überzeugt ist, dass er noch mehr Vorteile braucht. Normalerweise würde ich hier jetzt weit ausholen und an vielen Beispielen belegen, dass ich viel zu krass mega gut und außerdem selbstverliebt bin um zu schummeln und die ganze Aktion als zugegebenermaßen unterirdisch undurchdachte Unterhaltung geplant war, aber das ist nicht wichtig. Das ist nicht, was ich sagen möchte.
Was zählt, was hier an dieser Stelle relevant ist, ist, dass oh so viele ihre Fähigkeiten unterschätzen, sich unter ihrem Preis verkaufen und sich so zum Schummeln und Ähnlichem hinreißen lassen. Das eigentliche Drama ist also nicht die Aktion an sich, sondern die damit einhergehende Einstellung.
Der beste Weg, um nach diesem Blickwinkel die dunkle Seite einzudämmen ist also, bei sich selbst anzufangen, indem man beginnt, sich Sachen zuzutrauen. Wer offen und mit einem Lächeln durch die Welt geht, selbstbewusst und ohne den Drang sich oder anderen etwas beweisen zu wollen, der braucht nicht zu schummeln und ist im größeren Bild dementsprechend weniger anfällig für die Dunkle Seite.

Schlussendlich führt Mogeln dann doch nicht auf direktem Weg zu unendlichem Leid, aber die Einstellung, die Selbstverachtung, sind auf jeden Fall der erste Schritt.
Die letzte Frage, die es vielleicht noch zu beantworten gilt ist, wenn der letzte Absatz der einzige war, der mir wirklich wichtig ist, was sollen dann die fünfeinhalb anderen Seiten? Die Moral der Geschichte hätte doch locker auf eine halbe Seite gepasst? Aber ganz ehrlich, hättet ihr mir so zugehört, wenn ich nur eine halbe Seite geschrieben hätte? Wärt ihr auch genauso gespannt und neugierig gewesen, wenn ich nicht offensichtlich das ganze Abendessen durchgeschrieben hätte? Ich denke nicht.
So, hier hätte ich gerne noch einen letzten Witz erzählt um die Stimmung wieder zu lockern, aber Daesha hat mir sechs Seiten als Limit

Re: Über Schummeln und die Dunkle Seite - eine Rede

Verfasst: 12.06.2019, 14:13
von Daesha Ven
Vielen Dank, deine Rede war mega. Die Live Performance dazu gibt es in der Dropbox mit den Bildern vom Pfingsttreffen

Re: Über Schummeln und die Dunkle Seite - eine Rede

Verfasst: 12.06.2019, 19:16
von Minha Ipuigen
Erste, da fehlt noch was am Ende!

Re: Über Schummeln und die Dunkle Seite - eine Rede

Verfasst: 12.06.2019, 20:18
von Mari Vooldthre
Eine sehr schöne Rede, es hat sehr viel Spaß gemacht, deinem Intellekt zu lauschen :D
Kannst du gerne häufiger machen (oder wie wäre es mit einem kleinem Sketch?)

Re: Über Schummeln und die Dunkle Seite - eine Rede

Verfasst: 12.06.2019, 20:20
von Golradir Súrion
Danke für diese durchaus geniale Rede. Es live zu hören war umweiten geiler... aber der Text reicht um sich an deine Performance zu erinnern. Jederzeit gerne mehr davon!

Re: Über Schummeln und die Dunkle Seite - eine Rede

Verfasst: 12.06.2019, 21:02
von Nam-Or Skyscout
Ja, ein denkwürdiger Auftritt !! :)

Oscarreif noch nicht, aber mit Potential ;)